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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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August
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Wolff, Friedrich: Die Villa Hauptner in Berlin-Zehlendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0513

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PROFESSOR FRANZ SEECK, BERLIN
Das Wohnhaus Rudolf Hauptner in Zehlendorf-West bei Berlin
Ansicht des Hauses von der Seeseite

DIE VILLA HAUPTNER IN BERLIN-ZEHLENDORF
Von Dr. Friedrich WOLFF, Berlin

Ein merkwürdiges Bild bieten heute die zahl-
reichen Villenansiedlungen rings um Berlin. Da
sind die alten, in ihrer Entstehung in die siebziger
und achtziger Jahre zurückreichenden, in manchen
Teilen kaum noch wohnlich, die aber doch manches
Beispiel dafür zeigen, dag auch in jener Zeit des
angeblich allgemeinen Ungeschmackes hie und da
Gutes entstand. Daneben, weitaus anspruchsvoller,
die neueren und jüngsten, aus so viel reichlicheren
Mitteln erbaut, aus ganz andern, nach der Lebens-
haltung ihrer Bewohner unendlich gesteigerten
Voraussetzungen entwickelt: und doch dasselbe
Bild, sieht man nach der Schichtung des Guten
und Schlechten. Geht man durch diese neuen
Viertel, durch Grünewald mit seinen Nachbar-
siedlungen Schmargendorf und Dahlem, durch
Zehlendorf und Nikolassee, so könnte man fast
vergessen, dag ihre Entstehungszeit eine Periode
der stärksten Agitation für das Gute ist, die, was
die Bemühung um eine Steigerung der künstle-
rischen Leistung betrifft, vielleicht ohne Beispiel
ist. Der bestimmende Eindruck bleibt auch hier
das viele Geringe, bewugt oder unbewugt falsch
Intendierte, der viele leere Schein, dessen Ab-

sichten weniger nach künstlerischen als nach Wir-
kungen auf den Kredit gehen, mit einem Wort, all
die Mängel, die am Stadthaus und an der Stadt-
wohnung kaum mehr auffallen. Der grögere Auf-
wand für solides Material und in den Grundstücken,
das alles täuscht darüber nicht hinweg, dag die
künstlerischen Werte im Bilde dieser Kolonien
nicht gleichmägig gestiegen sind, vielmehr dag es
noch immer nur wenige Bauherren und Architekten
sind, die über den Durchschnitt hinausstreben.
Trotz alles Redens und Schreibens sind wir vom
Guten als dem Selbstverständlichen noch immer
unerfreulich weit entfernt.
Irgendwo fehlt es fast immer, entweder am Bau-
herrn oder am Architekten, am häufigsten wohl an
ihrer Abstimmung gegeneinander, und deshalb ist
es ein Vergnügen, von einer Leistung zu sprechen,
die einmal in diesem ersten und Hauptpunkt so
begünstigt und gesichert war, und darum so durch-
gereift ist, wie die Villa, die Professor Franz Seeck
von der Kgl. Kunstgewerbschule in Berlin für Kom-
merzienrat Hauptner in Zehlendorf-West erbaut hat.
Schon für den vom Bahnhof durch die breite
Grunewaldstrage Herankommenden kündigt sich

MOD. BAUFORMEN 1914. August. 1.

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