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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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Juli
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Baer, Casimir Hermann: Die Gartenvorstadt Werderau bei Nürnberg: Für Angehörige der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G.
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0451

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PROFESSOR LODWIG RUFF, NÜRNBERG
Die Gartenvorstadt Werderau bei Nürnberg. — Teilansidit der Gebäudegruppe 9 am Volkammerplatz
mit Stockwerkwohnungen und Verkaufsläden

DIE GARTENVORSTADT WERDERAU BEI NÜRNBERG
FÜR ANGEHÖRIGE DER MASCHINENFABRIK
AUGSBURG-NÜRNBERG A.G.

»Zum Bauen, zum Pflanzen, zum Mildewerden
am Halse der Natur, dahin führt den Arbeiter
zurück, und ihr werdet wieder ein Volk schaffen:
ein Volk, das sich bewußt ist, in dem großen
Geschäft des Staatsvertrages nicht beraubt und
betrogen zu werden.“
Rudolf Hans Bartsch
(Die Haindikinder).
ie Erkenntnis der hohen Bedeutung der Woh-
nungsfrage für Gesundheit, Lebensfreude und
Leistungsfähigkeit der Arbeiter und damit infolge
der fortschreitenden industriellen Entwickelung
Deutschlands auch für das gesamte Volk und den
Staat reicht bei der Maschinenfabrik Augsburg-
Nürnberg weit zurück. Schon der ursprüngliche
Besitzer der Maschinenbau-A.-G. Nürnberg, Reichs-
rat Freiherr von Cramer-Klett, der durch
kühnen Unternehmungsgeist in den 50er Jahren
des vorigen Jahrhunderts in Bayern eine Grog-
industrie schuf, hatte sich weitschauenden Blickes
mit dem Wohnungsproblem auseinander zu setzen
versucht. Neben vielen anderen Magnahmen auf
dem Gebiete der Wohlfahrtspflege errichtete er

bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts,
also zu einer Zeit, in der soziale Fürsorge in weiten
Kreisen noch ein unbekannter Begriff war, seinen
Arbeitern Wohnungen, die heute noch bestehen
und gewährte grögere Geldmittel, die zum Erwerb
eigener Häuser dienen sollten. Die späteren
Leiter der Firma und ihrer einzelnen Werke
ahmten dieses Vorbild nach und liegen im Laufe der
Zeiten da und dort weitere Arbeiterwohnungen ent-
stehen. Als eines der letzten Glieder dieser Kette der
Wohnungsfürsorge stellt sich die „Werderau“ dar.
Der jetzige Generaldirektor der M.A.N., Dr.
A. von Rieppel, hatte schon lange den Wunsch,
beim Bau von neuen Arbeiterwohnungen mit der
bisherigen, allzusehr an die Stadt und ihre Enge
erinnernden Gepflogenheit der Stockwohnungen zu
brechen. Er wollte eine Anlage schaffen in mehr
ländlichem Charakter, also möglichst Einfamilien-
häuser in weitläufiger Bebauungsweise, dazu bei
jedem Hause einen Garten zum Nutzen und Ver-
gnügen der Bewohner. Fast in uns allen lebt ja


MOD. BAUFORMEN 1914. Juli. 1.

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