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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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August
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Kalkschmidt, Eugen: Das Österreichische Haus der Werkbund-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0551

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387


REG.-RA T PROFESSOR JOSEF HOFFMANN, WIEN
DAS ÖSTERREICHISCHE HAUS DER WERKBUND-AUSSTELLUNG
Von Eugen KALKSCHMIDT, München

Dem Architekten ist das Experimentieren schwer
gemacht, schwerer als allen andern Künstlern.
Was wagt der Maler viel, und was der Bildhauer,
wenn sie in Leinwand und Farben, in Ton und
Gips unerhört Neues zur Schau stellen? Der Bau-
künstler braucht zunächst einmal Raum, den er
gestalten kann, eine Menge Material und mensch-
liche Arbeitskraft dazu. Das Papier ist ihm ein
magerer Notbehelf. Wer glaubt ihm seine papierenen
Experimente? Wie viele von denen, für die er
bauen will, verstehen sie überhaupt? Und wie
wenige werden sich von solchen Entwürfen über-
zeugen lassen, dag der Traum des Baukünstlers
wert sei, Wirklichkeit zu werden?
Aus dieser materiellen Begrenztheit der Wirkung
architektonischen Neuschaffens ergibt sich die un-
gemeine Wichtigkeit der Ausste 11 ungsarchi-
tektur. Wir sind heute glücklich über die Zeiten
hinaus, wo man irgend eine öde Stilhuberei in
Gotik oder Renaissance für das Ideal eines „natio-
nalen“ Ausstellungsgebäudes hielt. Aber sind wir
nun auch schon soweit, auf Ausstellungen baulich
keck ins Zeug zu gehen? Den verehrten Zeit-
genossen getrost architektonische Zukunftsmusik

zu machen? Die Baukünstler nach Herzenslust
experimentieren zu lassen mit diesen flüchtigen
Schöpfungen eines kurzen Sommers?
Die Antwort der Werkbund-Ausstellung auf diese
Fragen ist leider nicht überall so ausgefallen, wie
man sie in Anbetracht der aufgerufenen Kräfte er-
warten durfte. Darin aber werden sich die Freunde
des baukünstlerischen Fortschritts wohl einig sein,
dag das österreichische Haus von Josef Hoffmann
eine ebenso originelle wie glänzende Improvisation
bedeutet. Dieser seltsam einfache, strenge Pfeiler-
bau beherrscht mit seinen drei glatten Giebeln den
Hauptplatz auf eine sehr selbstverständliche, vor-
nehme Art. Er repräsentiert mit gerade soviel
feierlicher Haltung als nötig ist, und überrascht
im übrigen durch geistvolle Einfälle, die eine Dis-
kussion wecken und beleben.
Das längliche Rechteck des Grundrisses ist
durch siebzehn Räume zur ebenen Erde ausgefüllt,
die den verschiedensten Ausstellungszwecken des
österreichischen und böhmischen Werkbundes
dienen. In der Längsachse erhebt sich der Mittel-
first des Hauptgebäudes, dem rechts und links die
parallel verlaufenden Seitenflügel mit niedrigeren
 
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