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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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Febr.
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Klapheck, Richard: Professor Edmund Körner, Essen-Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0110

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Wendepunkt in der bisherigen Bebauung der Ge-
gend bedeuten und die baukünstlerische Zukunft
nach sich gestalten wird.
Die Baugewerkschule hat städtebaulich eine
ähnliche Bedeutung wie der Synagogenbau, steht
auf einer Anhöhe eines bewegten Terrains. Eine
breite und lange Terrasse mit Bäumen bestanden,
mit lauschigen, intimen Ruheplätzen, von denen
aus man auf die unten liegenden Wohnkolonien
hinunterschaut, ist dem Bau vorgelagert. Die hohen
Fensteröffnungen der Aula diktierten die Aufteilung
der Fassade. Der weit herausragende Treppen-
turm ist wirkungsvoll plaziert, die Direktor-
wohnung diskret und praktisch dem Hauptbau
angeschlossen, die vornehme und wirkungsvolle
Gliederung und der Schmuck der Korridore wieder
aus dem Material und der Technik des Eisenbetons
gewonnen. Die Wölbungen der Erfrischungsräume
sind Unterrichtskonstruktionen verschiedener Art.
Die hellgefugten Klinker geben den Räumen ein
anmutiges, farbenlustiges Aussehen.
Ich halte überhaupt die Fähigkeit, farbig zu
komponieren, für die stärkste künstlerische Seite
Edmund Körners. Er gehört zu den ersten Bau-
künstlern, die in der Industriegegend dem ange-
stammten niederrheinisch-westfälischen Klinker-
hausbau mit heller Hausteinrahmung und Profilie-
rung bei dem Haus Herzberg in Essen an der
Ruhr wieder zu seinem Recht verhülfen hat. Vor
allem aber zeigt sich in der Raumgestaltung und
Raumausstattung der Häuser Herzberg und Wald-
hausen in Essen, dann auf dem Gut Dippelshof
bei Darmstadt ein stark malerisch-farbig veranlagtes
Künstlertemperament.
Edmund Körner schwelgt in seinem Haus Wald-
hausen geradezu in Farben. Die kostbarsten Stein-
sorten, Hölzer und Stoffe sind verwandt, um die
einzelnen Räume ihrem Zweck entsprechend zu
charakterisieren. Im Eßzimmer das tiefe Violett-
Lila der Stuhlbespannung, das von dem weinroten
indischen Rosenholz der Wandtäfelung sich apart
abhebt (Tafel 19); im Empfangsraume ein tiefes
Kornblau der Sessel, Vorhänge und des Teppichs,
das ganz vortrefflich zu dem Mahagoni der Holz-
leisten und Säulen und zu der neutralen Wand-
bespannung gestimmt ist (Tafel 18); das Grün und

Gelbbraun des Herrenzimmers (Tafel 20); die zarten
Töne der Wandbespannung im Garderobezimmer
der Dame mit den freundlichen, hell polierten Höl-
zern der eingebauten Wandschränke (Tafel 16).
Das Musikzimmer schließlich ist eine der phan-
tastischesten Raumausstattungen, die wir aus den
letzten Jahren kennen: Unter einer in leuchtendem
tiefem Lackschwarz gehaltenen Decke, belebt mit
goldenen Ornamenten, schweben lilablaue Glas-
kreise, die abends bei elektrischem Licht über dem
Raume, mit seiner kostbaren Ausstattung dunkler
Hölzer, von graugoldenen Stäben eingefaßt, und
purpurnen seidenen Behängen eine geheimnisvolle
mystische Stimmung ausbreiten. Die Farben streifen
oft das Gewagteste. Doch es ist sonderbar, wie
hier im Hause Waldhausen und auch im großen Saal
auf Dippeldshof, vor allem aber in dem weiträumigen
Kuppelraum der Synagoge alle Farben sich auf eine
einheitliche Klangform einigen. Diese einheitliche
farbige Behandlung ist eines der wichtigsten Mo-
mente der Raumausstattung, die oft eine schlecht
disponierte Raumgestaltung retten kann. Doch auch
die Raumgestaltung, das Verhältnis von Höhe, Breite
und Tiefe, die Disposition der einzelnen Räume zu
einander ist meisterhaft. Aus der lichtdurchflute-
ten, neutral graugelb gehaltenen vornehmen Halle
ist eine klare Orientierung über den Bauorganis-
mus gegeben (Tafel 17.) Durch den lichten Winter-
garten wandert das Auge hinaus in den architek-
tonisch geradlinig angelegten Garten oder in den
Empfangsraum, dessen Erker hinauslugt auf den
von Pergolen umstandenen Gartenteich, oder in die
übrigen Räume. Eine reich geschnitzte Treppe,
ein Kunstwerk moderner Holzplastik, führt zu den
oberen Räumen.
Das Aeußere zeigt dieselbe klare Gliederung.
Die Gartenfront ist von einer eminent vornehmen
schlichten Aufteilung.
Der Großherzog von Hessen hat vor einem Jahre
ProfessorEdmund Körner in die Darmstädter Künst-
ler-Kolonie berufen. Der Künstler soll im nächsten
Jahre einer der Hauptträger der großen Kunstaus-
stellung sein. Daßaberneue Arbeiten ihn noch immer
an die rheinisch - westfälische Industriemetropole
fesseln, begrüßt man freudigst im Interesse der dort
vorbildlich aufstrebenden Bau- und Wohnkultur.
 
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