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Monro, Alexander
Bemerkungen über die Struktur und Verrichtungen des Nervensystems: Aus dem Englischen übersetzt nebst einigen Anmerkungen und Zusätzen. Mit dreyzehn Kupfertafeln — Leipzig, 1787

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https://doi.org/10.11588/diglit.8048#0013

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Erstes Hauptstück. Von dem Umlauf des Bluts im Kopfe.
vorhandenen Venen, sondern es entstehet dieses davon, weil, da das Gehirn in ein knöchernes Behält-
niß eingeschlossen ist, das Blut durch die Venen ungehindert abfließen muß, um dem durch die Arte-
rien zuströmenden Blute Platz zu machen. Denn da die Substanz des Gehirns, so wie die Substanz
von den übrigen festen Theilen unscrs Körpers, sich fast gar nicht zufammendrücken laßt, (nearl/
ilicomprestible), so muß zu jeder Zeit, im kranken und gesunden Zustande, im Leben und nachdem
Tode, in dem Kopfe immer eine gleiche, oder fast gleiche Menge von Blut enthalten seyn, bloß die-
jenigen Fälle ausgenommen, wo Wasser oder eine andere Materie ausgetreten, oder von den Blutge.
säßen abgesondert worden ist: denn in diesen Fällen wird eine solche Menge von Blut, die dem Inn«
halt nach der ergossenen Materie gleich ist, aus der Hirnschaale herausgepreßt werden.
fünfter Abschnitt.
Es folgt jedoch inzwischen keinesweges hieraus, daß jede einzelne Arterie oder Vene im Kopfe
beständig einerley Größe habe, oder daß sie zu jeder Zeit eine gleiche Menge von Blut enthalte, und
daß die Arterien in dem Kopf so wie metallene Röhren unbeweglich wären, oder sich nicht wechselseitig
erweiterten und zusammenzögen, oder gar keiner Entzündungökrankheit fähig waren. Es können sich
während der Zeit, als das Herz sich zufammenziehet, die Arterien im Kopfe, so wie in andern Thei-
len des Körpers erweitern, und es kann unterdessen eine Menge von Blut, die derjenigen, welche die
Arterien erweitert, gleich ist, dnrch die Venen aus dem Kopfe zurückfließen.
In der darauf folgenden Periode der Erweiterung des Herzens, und der Zusammenziehung
der Arterien, gehet die Menge des Bluts, welche die Arterien des Gehirns erweiterte, in die dazu ge-
hörigen Venen und Sinus über, und zu gleicher Zeit fließt eben so viel Blut aus den Blutbehältern
aus dem Kopfe heraus, als durch die sich zusammenziehenden Stämme derjenigen Schlagadern, welche
zwischen dem Herz und Kopfe liegen, in den Kopf hineinströmt.
Sechster Abschnitt.
Wenn man aber auch annimmt, daß innerhalb des Kopfs die rühmliche Menge des Bluts fast
immer enthalten sei), so kann man doch keinesweges daraus folgern, daß das Blutlassen an den Arterien
oder den Venen, an den äußern Theilen des Kopfs oder den äussern Gliedmaaßen,bey der Heilung der Ent-
zündung des Gehirns, dem Schlagfluß, oder andern Krankheiten dieses Eingeweides, keinen Nutzen
gewähren sollte. Denn ob man gleich durch die Oefnung einer Arterie oder Vene, die Menge des
Bluts innerhalb des Hirnschädels nicht sehr zu vermindern im Stande ist, so läßt sich doch dadurch die
Gewalt verringern, mit welcher das Blut nach dem Kopfe getrieben wird. Die große Wirkung die-
ses Umstandes bedarf keines andern Beweises, als den, daß bey Ohnmächten, welche von einer Auslee-
rung und Erschöpfung herrühren, die horizontale Lage des Körpers Erleichterung verschaft, da hinge-
gen bey einer Vollblütigkeit oder Entzündung des Gehirns, diese nehmliche Lage schlimme Zufälle ver-
ursachet. Ja sogar werden wir, je weniger wir die Substanz des Gehirns als einer Zusammendrü-
ckung fähig annehmen, desto leichter einsehen, wie die ganze Masse des Gehirns, durch eine Vollblütig-
keit, oder einen vermehrten Antrieb des Bluts nach demselben leiden, oder wie ein besonderer Theil des
 
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