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Monro, Alexander
Bemerkungen über die Struktur und Verrichtungen des Nervensystems: Aus dem Englischen übersetzt nebst einigen Anmerkungen und Zusätzen. Mit dreyzehn Kupfertafeln — Leipzig, 1787

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https://doi.org/10.11588/diglit.8048#0040

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Sechzehntes Hauptstuck.
Von der Verbindung der in entgegengesezter Richtullg laufeirden Nerven / welche durch die
kleinen Zweige derselben geschiehst.
merkwürdigste Verbindung dieser Art findet sich im menschlichen Gesicht,, da, wo die harte Por-
tjon des Gehörnerven sich mit dem zweyten und dritten Aste des fünften Nervenpaares ver«-
bindet.
Viele dieser vereinigten Nerven sind so klein, daß es sehr schwer ist, die Fasern zu verfolgen,
aus denen sie bestehen. Indessen habe ich doch in den größer« Nervenasten, sowohl beym Menschen
als im Ochsen, zuverlaßig gefunden, daß die kleinen Zweige, die nach einer Vereinigung zweycr
größern Nerven (z. B. aus dem siebenten und fünften Paare) von dem großen Zweige abgehen, aus

Fäden von beyden Nerven zufammengefezc sind.
war von diesem Verbindungsorte an bis an den Aug-
apfel nicht der rechte, sondern vielmehr der linke Se-
henerve starker. — In dem dritten Falle war eben-
falls der rechte Schenerve größer und die Ursprünge
des Sehcnerven bis zum Vercinigungsorte breiter,
dicker und langer; von diesem Orte aber bis zum
Augapfel war im Gegcnthcil der Sehenervc der linken
Seite größer.
Um sich hiervon zu überzeugen, ist es eben nicht
nöthig, einen Körper zu haben, davon das eine Auge
verlezt ist; sondern man darf nur das Gehirn in sol-
chen Körpern untersuchen, in denen die eine Seite des-
selben starker ist. — Will man Beobachtungen, wo
bey beträchtlicher Verletzung einer Seite des Ge-
hirns die Empfindung des Schmerzes auf der ent-
gegengeseztcn Seite gewesen, als Beweisgründe
für diese Vermuthung gelten lassen, so kann man
viele sehr bewahrte Schriftsteller anführen, die der-
gleichen Falle ausgezeichnet haben. Ganz neuerlich
hat Herr Hofrath dichter einen hierher sehr pas-
senden Fall beschrieben, wo sich Eiter unter der
rechten Gehirnhälfte befand, und die linke Seite des
Körpers gelahmt war. Endlich, welches auf eines
hcrauskömmt, haben Santorini und unser Verfasser
Monrs, die sich durchkrcutzcndcn Fibern im Rücken«
mark angenommen. — Ich selbst habe öfters, beson-
ders im Krankcnhause zu Edinburg, gesehen, daß,
wenn Kranke sich über Schmerzen in der linken Hälfte
des Kopfs beklagten, man mit dem besten schleunig-
sten Erfolge die rechte Seite schor und schröpfte, oder
nach den Umstanden mit einem Zugpflaster bedeckte;
und umgekehrt, litt die rechte, so gebrauchte man die
Mittel auf der linken- Wenigstens war dies des ver-
dienten Hrn. Prof. Hopc's gewöhnliche Methode, von

der er behauptete, daß sie besser anfchlüge und wirk-
samer wäre, als wenn man die kranke Seite so behan-
delte. Man stehet leicht ein, was solche Falle bewei-
sen sollen, und was sie wirklich beweisen. Deswegen
fallt aber niemanden ein, zu behaupten, als müßen
Verletzungen am Aeussern des Kopfs nicht auf der
Stelle, sondern an der entgegengcsczten Seile empfun-
den werden.
Kreutzen sich etwan gar alle Nerven im Gehirn?
— Ohnmöglich ist es nicht, daß auch alle übrige
Nerven, nur tiefer und versteckter in der Eehirnmasse
selbst oder dem Rückeiimarle sieh durchkreuzen; denn
will man zum Bcyspiel die sogenannten Ursprünge des
dritten, vierten, fünften u f. w Ncrvenpaares dahin
setzen, wo inan sie von der Grundfläche des Gehirns
abgesondert erblickt, so müßte man auch den Ursprung
des Sehcnerven nicht weiter suchen oder annehmm,
als wo er eben von seiner Vereinigung los, einen platt-
runden ganz freycn Stamm bildet; denn was jenseits
der Union ins Gehirn selbst rund um die niarkigten
Anfänge des Rückenmarks (Om-a csrebri) bis zu den
Sehchügeln sich hinaufschlingt, kann eben so wenig
rein vom Gehirn abgelöset werden, als das sechste
Paar, wo es sich in der Masse des Rückenmarks ver-
lieret ; oder mit andern Worten: wo wir den Ursprung
des dritten, vierten, fünften Paares gemeinhin an-
nehmen, muß diese Durchkrcutzung, wenn es eins
giebt, schon geschehen seyn. Eigentlich zu reden, so
können wir blos den Ursprung des Geruch-Seh und
Gehörnerven in etwas verfolgen, die Ursprünge der
übrigen Nervenpaarc hingegen in dieser Rücksicht mit
den drcy obigen verglichen, verbergen sich gleich in
dem Gehirnmarkc. (S. a a O in den hessischen Bey-
trägen S. 200 f.) Sömmerung.
 
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