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Monro, Alexander
Bemerkungen über die Struktur und Verrichtungen des Nervensystems: Aus dem Englischen übersetzt nebst einigen Anmerkungen und Zusätzen. Mit dreyzehn Kupfertafeln — Leipzig, 1787

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https://doi.org/10.11588/diglit.8048#0057

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Zwey und zwanzigstes Hauptstück.
Von dem Ansehen oder der Gestalt der Nerven unter dem Vergrösserungsglas
Erster Abschnitt.
AHach der Untersuchung der Struktur des Nervensystems mit den bloßen Augen oder mit einem ge-
meinen VergrösserungSglasc,nahm ich mir vor, die Nerven vermittelst eines starkem MicroscopS,
bis zu ihrem Ende zu verfolgen.
Ich wählte zu meinem Gebrauch das zusammengesezte Mikroscop, weil es ein größeres Sehe-
feld giebt, als wie die einfache Linse, und also auch für den Zeichner bequemer ist. Da es nun fer-
ner nach dem Zusammenhang der Dinge sowohl, als auch zu Folge des Berichts, den uns die Phy-
siologen davon geben, gewiß ist, daß die Nerven am Ende sich in sehr kleine Theile zertheilen, so
bediente ich mich eines Microscops zu meinen Untersuchungen, welches nach der Berechnung den
Durchmesser des Gegenstandes rg6 mal oder die Flache desselben 2i,zi6 mal vergrößerte, und den
Gegenstand durch das von einem Plan-oder Hohlspiegel zurückgeworfene Sonnenlicht erleuchtete.
Da ich die weiche Portion deö Gehörnerven bis zu ihrer Endigung auf der sehr dünnen Mem-
bran der Schnecke verfolgt, und gesunden hatte, daß ich die kleinern Vertheilungcn derselben größten-
theils durch ein gewöhnliches Vergrößerungsglas oder durch ein Mieroscop von geringem Kräften,
entdecken konnte; so steng ich nunmehr an, die besagte Nervenvertheilung mit dem starkem Vergrös-
serungsglase zu untersuchen, und ich fand sie, so wie sie auf der eilftM Knpfertafel in der viertelt
Figur vorgestellet worden ist.
Zu meiner größten Verwunderung bemerkte ich, daß die lezten Fasern dem Ansehen nach
schlangenförmig oder zusammengcrcllt, und den Umschlingungen der Saamcnkanale in den Hoden
oder in den Nebenhoden sehr ähnlich waren -).
Ich verglich damit die Endung des Sehenerven in der Retina, und fand in beydcn eine sehr
treffende Amlichkeit. Nach meiner Berechnung betrug der wahre Durchmesser der scheinbaren Größe
dieser zusammengcrolltcn Fasern ohngefähr eines Zolles.
Es scheinen die Fasern in einigen Theilen der markigten Substanz des Gehirns und in den
Stammen der Nerven überhaupt, dem blossen Auge so offenbar gerade zu seyn, daß ich annahm,
die von mir beobachtete Struktur sey diesen Sinnwerkzeugen ganz eigen. Da ich aber mein Micro-
seop auf die markigte Substanz des Gehirns, auf die Fasern in den Stämmen der Nerven, und
endlich auf die Muskeln, Knochen, allgemeinen Hautdecken, ja sogar auf die Haare des Körpers
brachte, so erstaunte ich, daß ich überall eine gleiche Gestalt und Ansehen erblickte.
Ich kheilte meine Beobachtungen einigen einsichtsvollen, gelehrten und in microscopischcn Un.
kersuchungen geübten Freunden mit, welche das von mir beschriebene Ansehen sehr deutlich mir Ver.
") Man unterscheide ja diese Gestatt sehr wohl von der gebänderten, den Nerven blos allein eigenen,
die man schon nur bloßen, Auge sichet, da inan jene hingegen ohne sehr starke Vergrößerung nicht
gewahr werden kann. Söwmermg-
G
 
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