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Monro, Alexander
Bemerkungen über die Struktur und Verrichtungen des Nervensystems: Aus dem Englischen übersetzt nebst einigen Anmerkungen und Zusätzen. Mit dreyzehn Kupfertafeln — Leipzig, 1787

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https://doi.org/10.11588/diglit.8048#0058

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Zwey und zwanzigstes Hauptstück. Von dem Ansehen und der Gestalt
wunderung sahen. Am i4ten Januar 1779. las ich der philosophischen Gesellschaft zu Edinburg eine
Nachricht von den von mir beobachteten Erscheinungen vor; allein, da ich die Versuche, welche ich
vorschlug, noch nicht beendiget, und über die ganze Sachs noch nicht hinlängliche Kennkniß erhalten
hatte, so weigerte ich mich, meinen Aufsatz einem Mitglieds der Gesellschaft, nach der gewöhnlichen
Einrichtung, zu einem daraus'zu verfertigenden Bericht zu übergeben.
Bald darauf nahm ich eine ähnliche Gestalt nicht nur in den frischen Theilen der Vegetabilien,
sondern auch in dem Mineralreich, lind in allen durchsichtigen und undurchsichtigen Körpern, wahr -).
Von diesen Beobachtungen rückte Dr. Duttcem ohne mein Verlangen, eine Nachricht un-
ter dem Artikel der medicinischen Neuigkeiten in des sechsten Bandes ersten Theil der Uscticgl Eom-
memarieZ ein. Es war jedoch dieser Arzt so gefällig, mir vorher seinen Aufsatz zu zeigen, ehe
solcher zum Druck befördert wurde.
Ich hatte anfangs, und besonders so lange als meine Beobachtungen sich auf die Nerven
einschrankten, wenig oder keinen Verdacht, daß die von mir wahrgenommcne Gestalt ein optischer
Betrug seyn könnte; denn die Fasern, welche ich sähe, schienen auf eine schöne, deutliche und gleich-
förmige Art gebogen und zufammengerollt zu seyn.
Sie erschienen größer oder kleiner, nach der genauen Verhältnis der bekannten Vergrößerungs-
kraft der von mir gebrauchten Microfcope.
Brachte ich das Bein eines kleinen durchsichtigen ThiereS, zum Beyspiel von einer Spinne,
unter das Vergrösserungsglas, so sähe ich in demselben Augenblicke lind mit gleicher Deutlichkeit, die
zusammengerollten Fasern und die runden Theilchen des Bluts, welche sich in den Blutgefäßen bewegten.
Untersuchte ich geschmolzenes Wachs, Wallrath oder Talg, so entdeckte ich keine solche Ge-
stalt; so bald aber, als diese Substanzen durch das Erkalten etwas undurchsichtig wurden, so schoß
die Masse in solche Fasern an. Wenn ich Wasser, worinnen Salz aufgelöset war, abdampste, so
stetigen, sobald als das Anschießen der Krystallen angieng, an, sich schlangenförmige Fasern in demselben
zu bilden.
Alle geschmolzene und zum Erkalten hingesezte Metalle schienen aus dergleichen Fasern zn be-
stehen, so daß man nicht sagen konnte, daß diese Erscheinung durch zufällige Risse oder durch Reiben
hervorgebrachk worden sey.
Es hat kein Schriftsteller als eine Thatsachs angeführet, daß ein so deutliches'und gleichste-
miges Ansehen von einem optischen Betrug herrühren könnte, und es war mir nicht möglich, einige
Gründe aufzufinden, aus denen ich die Entstehung einer so beträchtlichen Täuschung hinlänglich zu er-
klären vermochte

*) Ick) hatte das Vergnügen, daß mir Herr
iNonro selbst diese Sachen zeigte, da er sie so eben
entdeckt hatte, und muß gestehen, daß die Zeichnun-
gen, die er von dieser Erscheinung giebt, im Ganzen
etwas der Natur naher kommen, als die sich dey
Fontana ( i om. II. p. 259 s Hb. IX. X.) finden;
und ich habe nachher öfters dasselbe gesehen. (Zonrana

hatte dieses auf die in dey lckeöio. .inst Piniol. Som-
menrsriez, k.vnU. 1779. I^om. VI. gemachte Anzeige
von Monro's Entdeckungen, untersucht; er enthält
sich aber seines Urtheils über die Ursache dieser Er«
schcinnng-. Sämmermg
Herr Monro aber sagt nicht, daß er imJa-
aiuar 1779. geglaubt, und öffentlich geleistet habe?
 
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