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der Nerven unter dem Vergrösserungsglas^
Nachdem ich aber meine Untersuchungen nicht nur über das vegetabilische, sondern auch über
das Mineralreich ausgebreitet, selbige genauer erwogen, und jeden Umstand dabey kaltblütiger über-
legt hatte, so fieng ich an, auf irgend eine optische Täuschung zu argwöhnen, ob ich gleich die Ursachen
davon nicht gehörig auseinander zu setzen im Stande war.
Um meinen Lesern von der deutlichen Vorstellung dieser Erscheinung oder der scheinbaren
Wirklichkeit derselben eilten Begriff zu machen, und ihnen zugleich einen überzeugenden Beweis von
der Schwierigkeit zu geben, solche optische Gründe anzuzeigen, wodurch man die Ursachen einer so
großen Täuschung erklären kann, will ich nur folgendes anführen. Ich hatte nunmehr auch mit
Körpern aus dem Pflanzen - und Mineralreich Beobachtungen angestellet, mir zur Untersuchung eines
jeden Umstandes gehörig Zeit genommen und insbesondere bemerkt, daß die fchlangenförmigen Gestal-
ten ihren Platz durch die Veränderung der Richtung der Lichtstralen in einem starkem Grade zu ver-
ändern schienen, als man von der bloßen Veränderung des Schattens, erwarten konnte, wenn die
besagten Fasern wirklich gegenwärtig und an ihrem Orte befestiget wären; ich hatte ferner am ersten
April 1779. die Gründe meines Zweifels einem der vorzüglichsten theoretischen und praktischen Optiker
in Europa geschrieben, welcher mir folgende Antwort auf mein Schreiben.verheilte:
„Ich habe die verschiedenen Arten von Substanzen untersucht, von denen Sie in ihrem Briefe
„sagen, daß sie aus schlangenförmiggewundsnen Fasern zusammengesezt sind, und ich sehe
„dieses deutlich an dem menschlichen Haare. Was aber das Uebrige betrift, so habe ich ei.
„nkge Zweifel dagegen. Allein vielleicht habe ich die Versuche, meiner vielen Beschäftigun-
„gen wegen, nicht gehörig angestellt. Unterdessen kann ich jedoch nicht glauben, daß das
„Ansehen der erwähnten Fasern em optischer Betrug scyn könne. Ihre Veränderung aber
„kann dergleichen styn; obgleich nicht die Fasern allein, sondern die ganzen Objekte beweglich
„zu seyn scheinen. Diese Veränderung kann meines Erachtens, von der verschiedenen Bre-
„chung der Lichtstralen herrühren; denn je größer die Oefnung der Objektivlinsc gemacht
„ wird, desto mehr zeigt sich diese Erscheinung. Die kleinen, durch die Brechung der Licht-
„stralen verursachten Abweichungszirkel fallen verschieden aus, je nachdem das Licht verschie-
„dene Richtungen bekömmt, und es können in dem einen Falle durch gewisse Farben, im
„andem aber durch andere Farben auf das Auge stärkere Eindrücke gemacht werden.
Erwägt man indessen alle Umstände gehörig, so muß man, wie ich glaube, hierdurch auf
die Gedanken gebracht werden, daß diese ganz besondere Gestalt, in welcher die unter dem Mieroscop
betrachteten Körper erscheinen, durch einen Augcnbetrug entstehet: denn ich bemerkte, ohne auf die
Unwahrscheinlichkeit Rücksicht-zu nehmen, daß die Theilchen aller Arten von Materie unter ähnlichen
und sichtbaren Gestalten sich darstellen, b-ey einer genauen Aufmerksamkeit folgende Erscheinungen:
»alles dieses wären Ncrvenfibern —" Es waren greifliche Paradoxen, daß ein Haar zum Deyspiel aus
mir und vielen Zuhörern, mit denen ich mich damals nichts als aus Nerven bestünde. Sömmerung,
m Edinbnrg über diese Entdeckung unterhielt, unbe.
der Nerven unter dem Vergrösserungsglas^
Nachdem ich aber meine Untersuchungen nicht nur über das vegetabilische, sondern auch über
das Mineralreich ausgebreitet, selbige genauer erwogen, und jeden Umstand dabey kaltblütiger über-
legt hatte, so fieng ich an, auf irgend eine optische Täuschung zu argwöhnen, ob ich gleich die Ursachen
davon nicht gehörig auseinander zu setzen im Stande war.
Um meinen Lesern von der deutlichen Vorstellung dieser Erscheinung oder der scheinbaren
Wirklichkeit derselben eilten Begriff zu machen, und ihnen zugleich einen überzeugenden Beweis von
der Schwierigkeit zu geben, solche optische Gründe anzuzeigen, wodurch man die Ursachen einer so
großen Täuschung erklären kann, will ich nur folgendes anführen. Ich hatte nunmehr auch mit
Körpern aus dem Pflanzen - und Mineralreich Beobachtungen angestellet, mir zur Untersuchung eines
jeden Umstandes gehörig Zeit genommen und insbesondere bemerkt, daß die fchlangenförmigen Gestal-
ten ihren Platz durch die Veränderung der Richtung der Lichtstralen in einem starkem Grade zu ver-
ändern schienen, als man von der bloßen Veränderung des Schattens, erwarten konnte, wenn die
besagten Fasern wirklich gegenwärtig und an ihrem Orte befestiget wären; ich hatte ferner am ersten
April 1779. die Gründe meines Zweifels einem der vorzüglichsten theoretischen und praktischen Optiker
in Europa geschrieben, welcher mir folgende Antwort auf mein Schreiben.verheilte:
„Ich habe die verschiedenen Arten von Substanzen untersucht, von denen Sie in ihrem Briefe
„sagen, daß sie aus schlangenförmiggewundsnen Fasern zusammengesezt sind, und ich sehe
„dieses deutlich an dem menschlichen Haare. Was aber das Uebrige betrift, so habe ich ei.
„nkge Zweifel dagegen. Allein vielleicht habe ich die Versuche, meiner vielen Beschäftigun-
„gen wegen, nicht gehörig angestellt. Unterdessen kann ich jedoch nicht glauben, daß das
„Ansehen der erwähnten Fasern em optischer Betrug scyn könne. Ihre Veränderung aber
„kann dergleichen styn; obgleich nicht die Fasern allein, sondern die ganzen Objekte beweglich
„zu seyn scheinen. Diese Veränderung kann meines Erachtens, von der verschiedenen Bre-
„chung der Lichtstralen herrühren; denn je größer die Oefnung der Objektivlinsc gemacht
„ wird, desto mehr zeigt sich diese Erscheinung. Die kleinen, durch die Brechung der Licht-
„stralen verursachten Abweichungszirkel fallen verschieden aus, je nachdem das Licht verschie-
„dene Richtungen bekömmt, und es können in dem einen Falle durch gewisse Farben, im
„andem aber durch andere Farben auf das Auge stärkere Eindrücke gemacht werden.
Erwägt man indessen alle Umstände gehörig, so muß man, wie ich glaube, hierdurch auf
die Gedanken gebracht werden, daß diese ganz besondere Gestalt, in welcher die unter dem Mieroscop
betrachteten Körper erscheinen, durch einen Augcnbetrug entstehet: denn ich bemerkte, ohne auf die
Unwahrscheinlichkeit Rücksicht-zu nehmen, daß die Theilchen aller Arten von Materie unter ähnlichen
und sichtbaren Gestalten sich darstellen, b-ey einer genauen Aufmerksamkeit folgende Erscheinungen:
»alles dieses wären Ncrvenfibern —" Es waren greifliche Paradoxen, daß ein Haar zum Deyspiel aus
mir und vielen Zuhörern, mit denen ich mich damals nichts als aus Nerven bestünde. Sömmerung,
m Edinbnrg über diese Entdeckung unterhielt, unbe.