m de» muskulöse,! Organen rc. 67
1) Db wir nicht eben so gut einsehen, wie die Nervenkraft in dem Falls erreget wird, wenn di«
Reizung an den Muskel gebracht wird, als wir dieses sodann zu lhun im Stande sind, wenn
diese Reizung an den Nervenstamm angebracht wird, indem ja die antreibende Kraft der
Seele in beyden Fallen zu fehlen scheinet? Und
2) Erreget eine an den Stamm eines Nerven angebrachte Reizung die Nervenkraft, warum soll
man zweifeln, daß diese Reizung die Nervenkraft nicht eben so gut alsdenn hcrvorbringen könne,
wenn man dieselbe an die kleinen und sehr empfindlichen Zweige und Endigungen des Nerven
in dem Muskel anbringet?
Da also die von Hallern angenommene innere oder angeborne Muskelkraft durch die näm-
lichen Mittel zerstöret oder erreget wird, durch welche dieses bey der Nervenkraft geschiehst, ja da,
wenn man durch Einsprihen des Mohnsafts in das Herz eines Frosches, nach dec Durchschneidung der
Aorta und der Hemmung des Blutumlaufs, die angeborne Muskelkraft zerstöret hak, die Nervenkraft
so sehr vernichtet wird, daß das Thier mit den entferntesten Muskeln an den Gliedmaaßen nicht mehr
wirken kann, und dieselben nachher sehr schwach werden, oder viel von der ihnen zugefchricbenen ange-
bornen Kraft verlieren: so scheint sehr deutlich daraus zu folgen, daß man mit keinem hinreichenden
Grunde ein anderes Principium, als die Nervenkraft, annehmen kann, welches die Zusammenziehung
eines Muskels bewirken sollte.
4) Dr. Thomas Smith, Arzt zu Birmingham, vertheidigte im Jahr 1767. hier zu Edin,
bürg seine vortrefliche Streitschrift über die Muskclbcwegung*), nachdem er meinen noch ungedruckten
Aufsah über die oben angeführten Versuche mit dem Mohnsaft, welche von mir der philosophischen
Gesellschaft zu Edinburg im Jahr 1761. mitgctheilet und 1771. in dem dritten Bande der neuen
Edinburger Versuche bekannt gemacht worden waren , gelesen, und im Jahr 1764, da er meinen
Vorlesungen beywohnke, die Erklärung derselben von mir gehöret hatte. Dieser Arzt trägt in seiner
Streitschrift die nämliche Meinung vor, daß es nämlich keine angeborne Kraft giebt, welche von
der Nervenkraft verschieden ist. Er sezt noch zu fernerer Bestätigung dieser Meinung die Beobachtung
hinzu, daß.salzigte Körper, und besonders das Kochsalz, welche, wenn man sic an die Muskeln bringt,
die angeborne Muskelkraft stark reizen, eine ähnliche Wirkung auf die Nervenkraft ausserten, wenn sie
an den Stamm der Nerven gebracht wurden.
5) Ich will noch, ehe ich diese Materie verlasse, die Bemerkung beyfügen, daß wenn gereizte
Muskeln noch einigen Grad von zitternder Bewegung viele Tage nach der Durchschneidung ihrer Ner.
ven äußern, dieses aus den oben erwähnten Thatsachen erkläret werden kann, wofern man nur zugleich dabey
mit auf den Umstand Rücksicht nimmt, daß die Nerven in ihrem ganzen Fortgänge, dem Gehirn ihrer
Struktur nach gleichen, und bey ihrem Fortgänge einen Zufah von neuer Nerven-Energie erhalten.
*) MaU sehe Dr. Th. Smith's Romainen lnaugulars äs motu mulLulan, Lclmb. 1767. x. 45
A. d. vcrf.
1) Db wir nicht eben so gut einsehen, wie die Nervenkraft in dem Falls erreget wird, wenn di«
Reizung an den Muskel gebracht wird, als wir dieses sodann zu lhun im Stande sind, wenn
diese Reizung an den Nervenstamm angebracht wird, indem ja die antreibende Kraft der
Seele in beyden Fallen zu fehlen scheinet? Und
2) Erreget eine an den Stamm eines Nerven angebrachte Reizung die Nervenkraft, warum soll
man zweifeln, daß diese Reizung die Nervenkraft nicht eben so gut alsdenn hcrvorbringen könne,
wenn man dieselbe an die kleinen und sehr empfindlichen Zweige und Endigungen des Nerven
in dem Muskel anbringet?
Da also die von Hallern angenommene innere oder angeborne Muskelkraft durch die näm-
lichen Mittel zerstöret oder erreget wird, durch welche dieses bey der Nervenkraft geschiehst, ja da,
wenn man durch Einsprihen des Mohnsafts in das Herz eines Frosches, nach dec Durchschneidung der
Aorta und der Hemmung des Blutumlaufs, die angeborne Muskelkraft zerstöret hak, die Nervenkraft
so sehr vernichtet wird, daß das Thier mit den entferntesten Muskeln an den Gliedmaaßen nicht mehr
wirken kann, und dieselben nachher sehr schwach werden, oder viel von der ihnen zugefchricbenen ange-
bornen Kraft verlieren: so scheint sehr deutlich daraus zu folgen, daß man mit keinem hinreichenden
Grunde ein anderes Principium, als die Nervenkraft, annehmen kann, welches die Zusammenziehung
eines Muskels bewirken sollte.
4) Dr. Thomas Smith, Arzt zu Birmingham, vertheidigte im Jahr 1767. hier zu Edin,
bürg seine vortrefliche Streitschrift über die Muskclbcwegung*), nachdem er meinen noch ungedruckten
Aufsah über die oben angeführten Versuche mit dem Mohnsaft, welche von mir der philosophischen
Gesellschaft zu Edinburg im Jahr 1761. mitgctheilet und 1771. in dem dritten Bande der neuen
Edinburger Versuche bekannt gemacht worden waren , gelesen, und im Jahr 1764, da er meinen
Vorlesungen beywohnke, die Erklärung derselben von mir gehöret hatte. Dieser Arzt trägt in seiner
Streitschrift die nämliche Meinung vor, daß es nämlich keine angeborne Kraft giebt, welche von
der Nervenkraft verschieden ist. Er sezt noch zu fernerer Bestätigung dieser Meinung die Beobachtung
hinzu, daß.salzigte Körper, und besonders das Kochsalz, welche, wenn man sic an die Muskeln bringt,
die angeborne Muskelkraft stark reizen, eine ähnliche Wirkung auf die Nervenkraft ausserten, wenn sie
an den Stamm der Nerven gebracht wurden.
5) Ich will noch, ehe ich diese Materie verlasse, die Bemerkung beyfügen, daß wenn gereizte
Muskeln noch einigen Grad von zitternder Bewegung viele Tage nach der Durchschneidung ihrer Ner.
ven äußern, dieses aus den oben erwähnten Thatsachen erkläret werden kann, wofern man nur zugleich dabey
mit auf den Umstand Rücksicht nimmt, daß die Nerven in ihrem ganzen Fortgänge, dem Gehirn ihrer
Struktur nach gleichen, und bey ihrem Fortgänge einen Zufah von neuer Nerven-Energie erhalten.
*) MaU sehe Dr. Th. Smith's Romainen lnaugulars äs motu mulLulan, Lclmb. 1767. x. 45
A. d. vcrf.