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München, 15. April 1918,

BeHtgt zar „Werkstatt dar Knast" (E. A. Seemaa, La!pz!g).
ErsoheMt4 tägig aatar Leitaag voa Maier Prof. Erast Berger.

IIY. Jahrg.Hr.t5.

tnhatt: Ueber bunte Kreiden, Farbstifte und PasteHfarben, ihre Herstellung und Gebrauch. Von F. Walter.
(Schluss.) — Der Atelier-Bau. (3. Fortsetzung statt Schluss.) — Vom Nachdunkeln des Terpentinöls
Von Georg Geissler. — Nochmals die Rottmann-Fresken. — Literatur: Jodl's Aesthetik der bilden-
den Künste.

Ueber bunte Kreiden, Farbstitte und Pasteliiarben, ihre Herstellung und Gebrauch.
Von F. Walter. (Schluss.)

Um der Sache etwas nachzugehen, habe ich
mir die Frage vorgelegt: Welche Umstände sind
eigentlich für Unveränderlichkeit der Farbentöne
massgebend, und ich^bin zu dem Resultat ge-
langt, dass
1. die Reflexion der Grundmasse, die bei den
Pastellfarben den Hauptanteil hat,
2. die Art des Farbenauftrages, ob dünn und
in Uebergänge verwischt, oder gleichmässig
postos, und
3. die Lichtrehexion des Grundes
von entscheidendem Einfluss sein müssten. Viel-
fache Versuche haben mich zu dieser Ansicht ver-
anlasst.
Am wichtigsten wird der Einfluss der Grund-
masse sein, denn sehr viel Licht reflektierende
Massen, wie Bleiweiss, Zinkweiss, müssten nach
der Auftrocknung des Fixierungsmittels anders wir-
ken, als z. B. Kreide, Magnesia, Speckstein und dergl.
Diese Voraussetzung wurde durch den Versuch
auch bestätigt. Ich habe auf grauem Papier fol-
gende weisse Füllmassen nur mit Wasser ange-
rieben, in horizontalen Strichen aufgetragen und
dann in vertikaler Richtung streifenweise verschie-
dene Fixierungshüssigkeiten aufgesprüht, indem ich
jeweils die nicht zu fixierenden Stellen sorgfältig
bedeckte.
Die weissen Füllmassen waren: gewöhnliche
Kreide, gereinigte Kreide (sog. engl. Kr.), Gips,
Speckstein (Talcum), Kremserweiss, Lithopone,
Magnesia, Zinkweiss, Leichtspath, Schwerspath
(Barytweiss), Bologneser Kreide und China Clay
(Pfeifenton).
Als Fixierungshüssigkeiten dienten: Schellack-

lösung (in Alkohol), Ferraguti-Fixativ, Ostwalds
Kaseinlösung, Gelatinelösung, Eiklar (Albumin), dann
Gelatine mit Seifenlösung (Marseillaner Seife). Die
letzte Flüssigkeit wurde dann noch feucht mit einer
Alaunlösung übersprüht, zu dem Zwecke einer Er-
härtung der Schicht, wovon noch die Rede sein wird.
Das Resultat war das vorhergesehene: Kremser-
weiss, englische Kreide, Magnesia, Bologneser Kreide
blieben lichtkräftig, dann folgen Gips, Zinkweiss,
China Clay, Lithopone, am geringsten reflektier-
ten Speckstein, Leicht- und Schwerspath.
Aber es hat sich gleichzeitig bemerken lassen,
dass verschiedene der weissen Massen den Fixie-
rungsmitteln gegenüber verschieden reagierten,
teils zeigte sich eine innere Festigung, teils Hess
diese zu wünschen übrig. Während z. B. Kremser-
weiss, Lithopone und Magnesia bei allen Fixie-
rungsmitteln ziemlich gleichmässig fest wurden,
Hessen andere Massen den inneren Zusammenhang
sehr vermissen, sie färbten ab und verbanden sich
auch schlecht mit dem Papiergrund, obwohl reich-
lich Fixierungsflüssigkeit angewendet worden war.
Bei dieser Versuchsreihe zeigte sich deutlich
der Wert des kombinierten Verfahrens. Be-
kanntlich festigen die Dekorationsmaler vielfach
ihre Vorseifungen (an Decken, Wänden usw.) durch
einen Ueberstrich von Alaunlösung, solange die
erste Lage noch nicht ganz trocken ist; es ent-
steht eine feste Schicht (Niederschlag) von fett-
saurer Tonerde, die gegen Feuchtigkeit sehr wider-
standsfähig ist. Nach diesem gleichen System ver-
suchte ich die Erhärtung der Pastellaufstricheproben
und es waren in der Tat sämtliche oben genann-
ten Aufstriche auf diese Weise innerlich gefestigter
als die mit den übrigen Mitteln fixierten. Ob der
 
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