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Kölner Werkstätten, deren Tätigkeit vor allem mit dem letzten
Drittel des 12. Jakrhunderts einsetzt und deren Betriebe man nur
mit denen der Werkstätten von Limoges vergleichen kann. Es han-
delt sich bei ihren Erzeugnissen meist um Werke der Kleinkunst,
Tragaltäre, Reliquienkästen und Budideckel, die als Email-, Elfen-
bein- oder Goldschmiedearbeiten ausgeführt sind. Mit der Breite
einer solchen Produktion war naturgemäfi ein Sinken der Quali-
tät verbunden, das eine genaue Festlegung dieser Arbeiten aufier-
ordentlich erschwert. Für den Formensdiatz dieser Werkstätten ist
clas Aufgreifen aller möglichen Motive bezeichnend, sodafi man
von einer in sich geschlossenen Gruppe durchaus nicht sprechen
kann.

Die meisten Werke sincl weder inschriftlich noch urkundlich
genau festzulegen. Die Geschichte des Dreikönigenschreins zeigt,
wie wenig die Nachrichten von der Übertragung der Reliquien in
einen Schrein über dessen Zustand besagen. In den meisten Fällen
hat es sich wohl zunächst um den Holzkern gehandelt, wie bei der
Schilderung der Erhebung der Gebeine Karls des Grofien aus-
clrücklich hervorgehoben wird. In diesen Fällen muß die Datie-
rung der Ornamentik aus der Yerwandtschaft mit anderen sicher
festgelegten Formen erfolgen ocler aber von den Ergebnissen aus-
gehen, die sich aus den Untersuchungen der Plastik der einzelnen
Schreine ergeben, die ja nicht mit einem solchen Spielraum in der
zeitlichen Entstehung zu rechnen brauchen wie die der Ornamentik.

Der Heribertsdirein.

Wenn an den Anfang cler Darstellung cler Heribertschrein von
Deutz gestellt wird, so geschieht es clarum, weil sich in dem orna-
mentalen Aufbau clieses Werkes wie in keinem anderen vor dem
Anno- und Dreikönigenschrein ganz cleutlich verschiedene Grup-
pen scheiden lassen, clie wesentliche Formkräfte cler Goldschmiede-
ornamentik cles 12. Jahrhunderts aufrufen. Gerade clie Einmalig-
keit seiner Stellung zwischen cler rheinischen Kunst uncl der cles
Maaslandes, clie clen Heribertschrein lange zu einem cler meist
umstrittenen Werke der Golclschmiedekunst clieses Gebietes ge-
macht hat, ergibt die Möglichkeit, an diesem einen Beispiel gleich
eine Flille von Beziehungen uncl Entwicklungen auszubreiten, die
dann clie Betrachtung anderer Werke von einheitlicherem Charak-
ter und kleinerem, aber auch weniger deutlichem Herkunfts-
uncl Wirkungskreis erleichtertJ).

1) O. v. Falke und H. Frauberger, Deutsclie Schmelzarbeiten des Mittel-
alters, Frankfurt 1904, S. 84 ff. — Jos. Braun, S. J., Der Heribertschrein
zu Deutz, seine Datierung und seine Herkunft, Münchener Jahrb. d.
bildenden Kunst, N. F. YI, 1929, S. 109 ff. — Idermann Beenken, Schreine

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