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Dreikönigenschrein vollzogen, über die hinaus alle folgenden
Werke nur nodi Weiterbildungen und Umformungen darstellen.
In dieser Entwicklungsreihe rückt der Yiktorschrein vom Kom-
burger Antependium fort neben den Heribertschrein, ja fast noch
über ihn hinaus. So erbringt die Betrachtung der Struktur der
Ornamentik des Yiktorschreins durch die Einordnung in den Gang
der Entwicklung den Beweis für clie Entstehung des Sdireines in
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, den die allgemeinen
Formen, rein als Motive betrachtet, nicht geben konnten

Das pflanzlidie Ornament.

A'on den drei Erscheinungsformen des pflanzlichen Ornamentes,
Einzelblatt, Einzelpflanze und Ranke, spielt das Einzelblatt als
völlig selbstänclige Form die am wenigsten entscheidende Rolle.
Es ist als Motiv fast ganz auf eine Gruppe, den Fridericus-Kreis,
besdiränkt, wo es sckematisch zu flach ausgebreiteten, dreiteiligen
Mustern verwandt wird. Es muß dem Wesen der auf die Fride-
ricus-Gruppe folgenclen Blattornamentik widerstrebt haben, orga-
nische Formen derartig ihres natürlidien Zusammenhangs zu be-
rauben und mechanisdi zusammenzusetzen. Das wird um so deut-
licher dadurch, daß im Formensdiatz geracle der späteren Zeit die
Einzelerscheinungen von Blättern oder Gruppen so bestimmend
sind, bei denen allerdings stets der organische Zusammenhang ge-
wahrt bleibt.

Yerfolgt man die Entwicklung der Blattgruppe, so zerfällt die
große Menge derartiger Formen deutlich in zwei versdiiedene
Teile: der erste weist als besonderes Kennzeichen die Verbindung
der pflanzlichen Elemente mit geometrischen Formen auf, seien es
Halbkreise, Kreise, Herz- ocler Nierenformen, in die die Blatt-
büschel wie in einen Rahmen hineingestellt sind. Es handelt sich
dabei um allgemein bekannte Motive, die als Yerbindung von
pflanzlichen und Kreisformen vor allem in der Malerei, als Yer-
bindung von pflanzlichen und herzähnlichen Formen vor allem in
der Bauornamentik eine Rolle spielen. Das Ornament bedeutet
die Verbindung einer pflanzlichen mit einer geometrischen, also
einer organischen mit einer anorganischen Form.

Man kann nun ein deutliches Bestreben feststellen, diese geo-
metrisdien Rahmenformen immer mehr zurückzudrängen und da-
durch abzuschwächen, daß die Blattmotive des Innern einen immer
größeren Reiditum entfalten. Zuerst greifen nur die Blattsfrit|eT77
über den Rahmen hinaus, bis dann schließlich die ganghii BTait-
gruppen über den Rahmen hinweg so ineinanderwacb/en, (lali er
nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Daß es, sich
Heribertsdirein, wo auf den Stanzen und Kämmen
 
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