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Z w e i t e r T -e i 1 :

Die Entwicklung- der Ornamentik.

Einleitung.

Die Erkenntnis, daß die Entwicklung der Ornamentik in der
Goldsdimiedekunst des 12. Jahrhunderts nicht in einer einfachen
ATfolge motivischer Unterschiede liegen kann, zwingt dazu, ihr
in anderen Erscheinungsformen nachzugehen, die weniger in der
Gestalt der Ornamente als in ihrem Aufbau und ihrem Stil be-
dingt sind, in den Antworteir, die sie auf allgemeine Fragen, wie
die nach dem Yerhältnis der einzelnen Formen untereinander, der
Teile zum Ganzen, der Innenformen zum Rahmen, geben. Dabei
werden sich allerdings auch in der Fragestellung den Motiven
entsprechende Unterschiede ergeben.

Da die Vergleichbarkeit zweier Größen urn so eher möglich ist,
je ähnlicher sie sich ihrer Grundform und ihrem Wesen nacli sind,
so soll hier cler Gang cler Entwicklung zuerst innerhalb der ein-
zelnen Gruppen der Ornamentik — im geometrischen, pflanz-
lichen uncl figtirlichen Ornament — verfolgt werden, deren neben-
einander verlaufende Entwicklungslinien dann bei verwandter
Fragestellung gleiche Stufen und entsprechende Erscheinungen auf-
weisen müssen, cleren Yerbindung dann clie Gesamtentwicklung
ergibt.

Den Ausgangspunkt fiir diese Untersuchungen bilclet jene
künstlerische Haltung, die aus dem Vergleich mit ottonischeu For-
men für clie Ornamentik des Komburger Antependiums und der
Langseiten uncl Giebel cles Heribertschreins gewonnen war. Der
Weg, den clie Goldschmiedeornamentik bis clahin gegangen war,
von den unruhigen, vielformigen Umrissen der ottonischen Orna-
mentik zu clen klar gefügten, fest geschlossenen clieser Kunst um
clie Mitte cles 12. Jahrhunderts, von den Darstellungen einer
Einzelform ocler einer Gruppe aus zwei aufeinanderfolgenden
Größen zu der Reihe nebeneinanderstehender Motive, war cler-
selbe, cler clie große Kun-st von der Essener Madonna zur Imad-
Madonna, von St. Midaael in Hildesheim zum Dom von Speyer
gefiihrt hatte, die „Wendung von der gekrümmten (also beweg-

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