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Das Leitmotiv all dieser Formen aber ist das scliarf gezackte
Blatt, das sicli nirgends sonst in einer solcken Ausscliliefilichkeit
und bewußten Ausprägung findet. Die Eigenart dieser Blattform
wird vor allem anschaulich gegenüber den Spuren ähnlicher Mo-
tive, clie am deutlichsten in den feingezahnten Blatträndern der
Maaskunst auftreten, wie das Maastrichter Monulfus-Reliquiar
und das Arm-Reliquiar Karls des Großen im Louvre102) zeigen,
denen man die Emailfragmente auf einem Mainzer Buchdeckel
anschließen kann 103). Wie ganz anders als diese feingezahnten Rän-
der greifen die Zacken des Gregorius-Meisters in die Innenform der
Blätter ein!

Die Frage nach der Originalität dieser Blattprägungen ist ver-
schieden beantwortet worden, je nach der Bedeutung, die man
tiberkommenen Formen und ihrer Wirkungskraft zumaß104).
Sicher ist, daß diese gezackte Blattornamentik ein Yorspiel in den
Elfenbeinarbeiten der Tournaier Gruppe (um 900) und vorher der
späten Metzer Schule (9.—10. Jahrhundert) gehabt hat, die vor
allem an Maas und Niederrhein fortgewirkt haben. Ein Werk
clieses Kreises, der sogen. ,,Heribertkamm‘' des Kölner Schnütgen-
Museums, zeigt deutlich die scharf gezackten Blätter der Gre-
gorius-Ornamentik 10'5). Es ist durchaus möglich, daß diese Formen
der Elfenbeinkunst in den feingezahnten Blatträndern der Maas-
kunst fortleben. Der Stil des Gregorius-Meisters bedeutet dann
ihnen gegentiber einen Riickgriff auf die ursprüngliche Form.

Doch wenn man auch derartige Anregungen ebenso v/ie die
Möglichkeit einer Beziehung zur Glasmalerei für den Gregorius-
Meister annehmen will, so ist doch das Rankenornament, das er in
imrner neuen Forrnen darstellte, seine ganz persönlicke Leistung,
die nur aus dem Reichtuin einer unerschöpflichen Phantasie mög-
lich war.

Die Fridericus-Gruppe.

Der Name Fridericus-Gruppe für eine Reihe von Kölner Wer-
ken, als deren wichtigste das Ursula-Antependium des Schnütgen-
Museums, cler Aetherius-Schrein in St. Ursula und Teile des Mau-
rinusschreins in St. Pantaleon genannt seien, folgt der kunstge-
schichtlichen Gewohnheit, die clen Namen Fridericus beibehielt,
obwohl er die ihm beigelegte Deutung als Narne des Meisters clie-
ser Werke verloren hat106).

102) Abb. Falke u. Frauberger, a. a. O., Taf. 115.

10s) Abb. im Photo-Archiv-Haus d. Rhein. Heimat, Köin.

104) L. Straus, a. a. O., S. 8 f.

10B) Abb. bei F. Witte, a. a. O., Taf. 11.

106) Jos. Braun, Die Pantaleons-Werkstatt zu Köin, Stimmen der Zeit 111,
1926, S. 157 ff.

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