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ten, clie in dem Kreis jener Werkstätten gesckult waren, aus denen
etwas später die Meister des Heribertsdireins und der Berliner
und Londoner Kreuze hervorgegangen sind03). Die Stellung der
Ornamentik des Antependiums zwischen der ottonisdien Kunst
und der des Heribertschreins beweist einmal, tiber welch eine
breite Gruppe von Werkstätten sich die Yerbindung zur otto-
niscnen Kunst erstreckte. Darüber hinaus wird mit der dem
Heribertschrein gegenüber zweifellos älteren Kunst des Ante-
pendiums, der auch die Ansetzung der Reliefs um 1150 entspricht,
eine Art Entwicklung dargestellt64).

Aus allen diesen Grtinden wird die Annahme eines fortlaufen-
den „Traditionszusammenhanges“ in der Goldschmiedekunst von
der ottonischen Zeit bis ins 12. Jahrhundert doch wahrscheinlicher
als ein völlig neues Wiederaufgreifen alter Formen. Träger dieser
Tradition war eine besondere Gruppe von Werkstätten, die, der
Gesamthaltung der Maaskunst zutiefst verpflichtet und clabei audi
wiecler in dem stärker architektonisdi denkenden Wesen der rhei-
nischen Kunst verhaftet, — gerade durch ihre enge Bindung an die
ottonische Überlieferung eiue Sonderstellung einnehmen. Aus
ihnen ging clie Kunst des Heribertschreins hervor.

Der Viktorschrein.

Da eine längere, sorgsame Untersuchung des Viktorschreins aus
St. Viktor in Xanten zur Scheidung cler ursprünglichen Teile von
den späteren Ergänzungen nicht möglich war, beschränken sich clie
folgenden Darstellungen auf clie eindeutig und gesichert alten
Formen. Da sind vor allem clie Pilaster zu nennen, clie als wirk-
lidr arckitektonische Glieder mit plastisch ausgeftihrten Kapitellen
uncl Basen dargestellt sind64). Trotzdem ist wie beim Lleribert-
schrein die Beziehung cler Kapitell- uncl Basiszone auf den Pi-
lasterstamm vorhanclen, an clen sich nack oben und unten zunächst
ein Runclwulst zwischen schmalen, waageredrten Streifen an-
sdiließt. Es folgt die eigentliche Kapitell- bzw. Basisform, und den
Abschluß bildet jedesmal eine breitere Platte. Die Glieder, aus
denen die Kapitell- und die Basiszone aufgebaut sind, entsprechen
sich also ganz symmetrisch, eine Unterscheidung ist nur in der

6S) In diesem Zusammenhang scheinen die Ubereinstimmungen in den
Kopftypen des Antependiums mit denen eines anderen Werkes der
Maaskunst, des Retabels aus St. Kastor in Koblenz im Pariser Cluny-
Museum nidrt nur „zufälliger Natur und lediglich zeitbedingt“ zu
sein, wie A. Herrmann meint, sondern eie verden durch die kiinst-
lerischer Herbunft des Antependiums bedingt. Herrmann, a. a. O.,
S. 190, Anm. 10.

64) A. Herrmann, a. a. O., S. 194/195.

63) Sie findet sich z. B. in den Miniaturen der Ada-Gruppe, Abb. bei
A. Goldschmidt, Die dt. Buchmalerei, I, Abb. 52, 55.

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