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Schluß.

Betraclitet man zusammenfassend das Bild der Ornamentik der
rheinisdien Goldsckmiedekunst in der Stauferzeit, so schließen sich
die beiden Erscheinungen, in denen sie hier dargestellt wurde —
clas äußere Formengut und die innere Entwicklung — zu einer
gegenseitig bedingten Einheit zusammen. Denn aus der inneren
Entwicklung erhält clie entscheidende Wandlung des Formengutes,
wie sie sich in der WiecLeraufnahme karolingisch-ottonischer uncl
antiker Elemente äußerte, erst ihren Sinn uncl ihre Deutuug.
Keineswegs haben die neu aufgegriffenen Motive die Entwicklung
clieser Kunst bewirkt, clazu ist sie zu cinheitlich und zu fest in
sich selbst begriindet. Yielmehr beweist die entschiedene Auswah],
clie unbewußt unter den überlieferten Formen getroffen wurde, daß
die Kunst des 12. Jahrhunderts in ihnen jene Erscheinungen suchte,
die dem Wesen und den Bestrebungen, zu clenen sie in eigener
Entwicklung herangereift war, entsprachen: die Lebendigkeit und
cler Formenreichtum cler ottonischen Kunst und die organische
Körperlichkeit der klassischen Antike.

Darin erweist sich die Ornamentik der Goldschmiedekunst als
ein lebencliges Gliecl der gesamten staufischen Kunst, in der als
,,Wiederkehr des Ottonischen“ und „innere Yerwandtschaft dcs
echten Klassisclien1' (Pinder) dieselbe Haltung zum Ausdruck kam,
die Friedrich I. die Gebeine Karls des Großen erheben ließ uncl
ihn dem römischen Senat gegeniiber zu clem Wort berechtigte, claß
die alte antike Größe auf sein Reich übergegangen sei: „Vis
cognoscere antiquam tuae Romae gloriam? Nostram intuere rem
publicam!"

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