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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0090
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

sich im Saal W. Das von
Direktor Schräder der
Galerie geschenkte Bahn-
hofbild von Pleuer ist vor-
läufig in der Nähe der
beiden andern aufgehängt
worden, sodaß nun inter-
essante Vergleiche mög-
lich sind.

Ueber eine Besichtigung
des NeuensteinerSchlos-
ses durch den Landeskon-
servator Professor Dr.
Gradmann, Mitglieder
der historischen Landes-
kommission und des histo-
rischen Vereins für würt-
tembergisch Franken be-
richtet der ..Schwäbische
Merkur" am 17. Juli wie
folgt: Die Besichtigung
wurde beim Burgfried in
NO begonnen und umfaßte
zunächst eine Uebersicht
Antipendium. Entwurf von f H. Dolmetsch, über das gesamte Bau-

gebiet, also den eigent-
lichen Schloßbau, das wieder zu errichtende Lusthaus, den Turnierplatz
und den zurzeit trocken gelegten See, der in größerer Ausdehnung wiederhergestellt
und mit seinen Zuflüssen zur Gestaltung einer vollständigen Inselburg benützt
wird. Durch die gegenwärtige Freilegung der Grundmauern bis in die tiefsten
Stellen erkennt man' deren teilweise Ruhelage auf dem natürlichen Felsen, erkennt
man aber auch die Schwierigkeit, welche die Neuerungsarbeiten durch den Um-
stand verursacht haben, daß atif dem eigentlichen Baugrund im NO eine starke
Quelle entspringt, deren Wasser in südwestlicher Richtung diagonal unter dem Grund
durchfloß, so daß es nicht zu verwundern ist, wenn einzelne Teile des Schloßbaus außer-
ordentlich darunter gelitten haben. Für den Neubau ist nun dem Uebelstand durch einen
wasserfesten Grund auf immer abgeholfen. Die äußere Ostseite ist bis auf die Teile,
die besonderen Einzelschmuck, wie z. B. das fürstliche Wappen usw. erhalten, oder
mit der inneren Einrichtung in Beziehung stehen, vollendet und sie gibt uns bereits
ein Bild von der Wirkung, den einst der Gesamtbau nach seiner Wiederherstellung
hervorrufen wird. Sie gibt uns aber auch eine Vorstellung von der ungeheuren Arbeit,
die von dem Baumeister bei seinem Entwurf und allen seinen Werkleuten in der
Ausführung zu bewältigen war. Alle Teile werden in dem Stil erneuert und wieder-
hergestellt, in dem sie einst erbaut waren und so findet der Kenner sofort die Aus-
führungen im romanischen, gotischen und Renaissancebaustil. Für die Ausgestaltung
im großen ist es, wie der Baumeister wiederholt erwähnte, von außerordentlichem
Wert, daß ein im Schloß aufgefundenes Inventar über alle Räume des einstigen
Gebäudes und ihre Verwendung Aufschluß gibt; da aber bei dem vor langer Zeit
erfolgten Zusammensturz der drei Ostgiebel nicht nur diese selbst und ihre Einzelstücke
in Trümmer gingen, sondern auch mit der Katastrophe viele weitere Teile schädigten,
zerstörten und begruben, so galt es für manche Neugestaltung aus Ueberresten spär-
licher Art Schlüsse zu ziehen und Formen zu enträtseln. Hat man doch kleinere
oder größere Bausteine des Schlosses an ganz anderen Stellen desselben, ja in ganz
anderen Gebäuden eingemauert gefunden. Ist doch eine jetzt im Innern zur Besichtig-
ung aufgestellte Säule mit Kapitäl als Pferdetrog zur Verwendung gekommen. Die
Südseite des Schlosses gewährt einen hübschen Blick in die reizende Landschaft der
 
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