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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0108
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

dem englischen Gruß. In der Renaissancezeit nahm die Formenstecherei einen großen
Aufschwung; vieles ist roh und handwerksmäßig. Einige Model aber verraten Künstler-
hand, so ein in der Altertumssammlung befindlicher; er ist 1587 gemacht nach einer
wohlbekannten geistigen Medaille des sächsischen Künstlers Tobias Wolf, die er 1577
aus Anlaß der Einführung der Konkordienformel herstellte. Derselben Zeit gehört
an ein Model mit der häufig auf Medaillen verewigten Darstellung des armlosen
Fußschreibkünstlers Thomas Schweicker aus Hall. Später wurden gern umlaufende
Münzen, wie Kronentaler, Gulden, Sechsbätzner in Formen gestochen.

Die kulturhistorischen Bestände der Staatssammlung vaterländischer Altertümer
erfuhren gegen Ende des Jahres durch eine Schenkung des Herrn Eugen Fellheim
(Stuttgart) einen wertvollen Zuwachs. Sie umfaßt eine Reihe meist optischer Instrumente
aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, darunter eine "Weltuhr mit Globus, eine Sonnenuhr,
zwei Perspektive, mehrere Kompasse mit daran befestigten Sonnenuhren, einen Sex-
tanten, eine Goldwage, endlich ein Eßbesteck aus dem Jahr 1794. — Des weiteren
erwarb die Sammlung durch Vermittlung der Baugewerkeschule aus dem Nachlaß
eines in München verstorbenen "Württembergers eine Anzahl alter Büchsen, eine
Armbrust und andere Jagdgeräte. — Von größeren Bildhauerarbeiten erhielt die
Sammlung einen halb klassizistischen, halb gotisierenden Grabstein, ein Frühwerk
des Bildhauers Kopf, als Geschenk der Kirchenstiftung Mittelbuch, ferner, als Leih-
gabe des Hauptmanns a. D. Miller in Riedlingen, den Grabstein der Frau Marie Anne
Miller, geb. Zeller, geboren in Stockach 1789, gestorben in Riedlingen 1812, mit der
Darstellung einer aus einer berstenden Felswand hervorkommenden Frau, eine Nach-
bildung des Grabes der Gattin des Pfarrers Langhaus von Naht in Hindelbank bei
Bern, von dem die Altertümersammlung in ihren alten Beständen eine Terrakottakopie
besitzt. Endlich kamen zwei gotische Wasserspeier von der Stadtkirche in Schorn-
dorf, Geschenke des Bildhauers Lindenberger, sowie der Herrenberger Marktbrunnen
aus dem Jahr 1660, eine schlanke, von einem sitzenden Löwen bekrönte Säule, als
Geschenk der Stadt Herrenberg in die Sammlung. Bei der Aufstellung dieser "Werke
wurden auch zwei bisher magazinierte mittelalterliche Taufsteine in der Steinhalle
untergebracht, wo sie vom Frühjahr an zu sehen sind: der frühromanische Taufstein
aus Unterregenbach mit schönen Flachornamenten und der gotische achteckige Tauf-
stein aus der Pfarrkirche in Nagold mit den Evangelistensymbolen. — Die Abteilung
der Holzfiguren wurde durch die Erwerbung eines angeblich aus Kösching bei Ingol-
stadt stammenden Ritters, wahrscheinlich Mohrenkönigs, bereichert, eines "Werks aus
dem Anfang des 16. Jahrhunderts und aus der Schule des Stephan Rottaler aus
Landshut, das vorläufig im Kirchensaal aufgestellt wurde.

An Bildnissen sind dem Schillermuseum in Marbach in letzter Zeit zugegangen
außer zahlreichen Stichen u. a. von Persönlichkeiten aus dem Schillerkreise von
Herrn Hermann F. "Wagner in Stuttgart eine Statuette des Herzogs Karl von Bild-
hauer Paul Müller, von Professor Dr. Albert Zeller die Büste seines Vaters Eduard
Zeller und die Büste Friedrich Vischers von Donndorf, aus dem Nachlaß von Oberst-
leutnant von "Wolff unter anderem das Relief des Philosophen Karl Planck von Donn-
dorf, von Oberstudienrat Dr. von Hartmann ein Reliefbild Hegels. Eine besonders
schöne Erwerbung bildet das bisher unbekannt gebliebene, fein ausgeführte Aquarell-
bild von Karl von Heideloff „Schiller im Bopserwald seinen Mitschülern die Räuber
vorlesend", das sowohl von der seit 1859 in Marbach befindlichen Skizze wie von
dem Stich in "Wagners Geschichte der Hohen Karlschule abweicht.

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