Das schwäbische Bauernhaus.
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vierthalb Schuh nicht überschreiten. Die Hausschwellen sollen von Eichenholz
sein und dürfen gegen den „Winkel" (die Nachbargrenze) einen Vorstoß von
zwei Schuh haben. Strohdächer gab es in unseren Städten bis ins 17. Jahr-
hundert, Schindeldächer noch länger, obwohl Ziegeldeckung in den Stadtord-
nungen seit dem 15. Jahrhundert dringend empfohlen werden; ebenso wie
gemauerte Unterstockwerke. Die Fachwerkswände ruhen sonst auf eichenen
Schwellen, die miteinander verkämmt oder durch Zapfriegelung verbunden
sind. Jedes Stockwerk ist in der Regel für sich konstruiert — hie und da
13. Schwarzwälder Haus bei Lauterbach OA. Oberndorf.
ist mit dem Erdgeschoß noch ein Zwischengeschoß zusammengenommen
und springt an der Giebelseite vor, weil das in der Regel die Straßenseite
ist. Das kann aber meist nur mittelst einer Hilfskonstruktion von Stichbalken
bewerkstelligt werden. Konstruktionsgemäß ist die Ausladung an den Lang-
seiten, da die Stockwerksbalken quer zur Längsachse liegen. Die Vorsprünge
werden unterstützt durch Knaggen. An den Ecken fordert das Gefüge der
Stichbalken und Eckbalken mit ihren Knaggen oder Bügen besonders kunst-
reiche „Gehrungen'' und andere Lösungen. Sogar an den Giebeln, vor den
Stockwerken der Dachbühne, setzt sich der Geschoßbau fort und zieht eine
eigenartige Dachform nach sich, die für Schwaben bezeichnend ist: das Dach
schließt genau an den Giebel an und erscheint somit in der Seitenansicht
staffeiförmig nach oben erbreitert. Die Fachwerkwände sind über den Schwellen
zusammengesetzt aus Eck- und Zwischenständern, die von unten mit langen
Streben, von oben mit kürzeren Kopfbändern schräg versteift sind, Brust- und
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vierthalb Schuh nicht überschreiten. Die Hausschwellen sollen von Eichenholz
sein und dürfen gegen den „Winkel" (die Nachbargrenze) einen Vorstoß von
zwei Schuh haben. Strohdächer gab es in unseren Städten bis ins 17. Jahr-
hundert, Schindeldächer noch länger, obwohl Ziegeldeckung in den Stadtord-
nungen seit dem 15. Jahrhundert dringend empfohlen werden; ebenso wie
gemauerte Unterstockwerke. Die Fachwerkswände ruhen sonst auf eichenen
Schwellen, die miteinander verkämmt oder durch Zapfriegelung verbunden
sind. Jedes Stockwerk ist in der Regel für sich konstruiert — hie und da
13. Schwarzwälder Haus bei Lauterbach OA. Oberndorf.
ist mit dem Erdgeschoß noch ein Zwischengeschoß zusammengenommen
und springt an der Giebelseite vor, weil das in der Regel die Straßenseite
ist. Das kann aber meist nur mittelst einer Hilfskonstruktion von Stichbalken
bewerkstelligt werden. Konstruktionsgemäß ist die Ausladung an den Lang-
seiten, da die Stockwerksbalken quer zur Längsachse liegen. Die Vorsprünge
werden unterstützt durch Knaggen. An den Ecken fordert das Gefüge der
Stichbalken und Eckbalken mit ihren Knaggen oder Bügen besonders kunst-
reiche „Gehrungen'' und andere Lösungen. Sogar an den Giebeln, vor den
Stockwerken der Dachbühne, setzt sich der Geschoßbau fort und zieht eine
eigenartige Dachform nach sich, die für Schwaben bezeichnend ist: das Dach
schließt genau an den Giebel an und erscheint somit in der Seitenansicht
staffeiförmig nach oben erbreitert. Die Fachwerkwände sind über den Schwellen
zusammengesetzt aus Eck- und Zwischenständern, die von unten mit langen
Streben, von oben mit kürzeren Kopfbändern schräg versteift sind, Brust- und