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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0126
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

alternde Gebäude''. Noch heute sind an vielen Orten die Weißputzer an der
Arbeit, alte schöne Fachwerkfassaden verschwinden zu lassen. Häuser, die
wegen ihres ausgezeichneten Riegelwerks im Inventarwerk abgebildet sind,
kann man seit kurzem verblendet finden.

Es gibt einen eigenen Ornamentenschatz für die Flachschnitzereien des
Zimmermanns vom 16. bis ins 19. Jahrhundert, teils uralte Motive wie das

16. Haus mit Spuntwänden in Haslach OA. "Waldsee.

Schachbrettmuster, das Flechtband u. a. teils den jeweiligen Schulstil der
Steinbaukunst entlehnt wie die ganze und halbe Rosette, einfache und doppelte
Volute u. a. oder dem jeweiligen Modegeschmack wie die Tulpen und andere
Naturformen von Blumen samt den Blumenkrügen, aus denen sie hervor-
wachsen. Manches ist auch sinnbildlich oder gibt sich als mystisch und
magisch aus, ohne daß es wohl jemals sehr ernst genommen worden wäre.

Zum äußeren Schmuck des Hauses gehören auch die Inschriften, die der
fränkische wie der schwäbische Bauer fast in allen Landesteilen anzubringen
liebte, auch hie und da noch heute anbringt, namentlich über der Tür, doch
auch am Giebel oder am Eckpfosten. Sie geben oft nicht nur die Jahreszahl
des Baues und den Namen des Erbauers oder dessen Anfangsbuchstaben,
Hauszeichen oder Wappen, sondern auch einen frommen oder lustigen, auch
wohl satirischen Sinnspruch.

Allgemein liegt im oberdeutschen Bauernhaus die Wohnstube in der Vorder-
ecke nach dem Hofe und der Straße; und steht der Eßtisch wieder in der
 
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