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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0128
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

mit ausgestochenem Maßwerk an den Enden, die ganze Decke oft im Stich-
bogen aufgewölbt. Zum Gerät der Bauernstube gehört außer dem Tisch und
den ihn einfassenden Wandbänken nebst Stühlen namentlich ein kupfernes
oder zinnernes Handwaschgerät, ein Becken samt einem Wasserfäßchen darüber,
das in der Regel neben der Tür und oft an einem kleinen Spind angebracht ist.
Weiter ein gepolsterter Lehnstuhl und eine Wanduhr in hohem Schrank. In man-

19. Haus mit Spunt- und Riegelwänden in Mochenwangcn OA. Waldsee. Aufnahme von J. Cadcs.

chen Gegenden, so im Hällischen, steht auch der Backtrog gewöhnlich fest in der
Stube. Als Seltenheit findet man einmal noch einen Kienspanhalter an einem
Pfosten, der zugleich die Decke stützt. Gerne streicht der Bauer alles hölzerne
Gerät der Stube mit einer und derselben Farbe an.

In der Schlafkammer steht hie und da noch eine Himmelbettlade. Die
Truhen sind meist auf die Bühne oder in den Futterraum gewandert und
nicht mehr mit Kleidern gefüllt, sondern mit Vorräten oder Plunder.

In den Bauernküchen werden die gemauerten Herde für offenes Feuer mit-
samt den gewaltigen Rauchfängen in Form eines freitragenden Walmdaches
immer seltener; noch mehr die alten Herdgeräte, als da sind der aufgehängte
Kessel samt Kranen, der Pfannenständer (sogenannte Schalk) und der Feuer-
bock. Kaum mehr üblich ist auch der hölzerne, achteckige Pfannenuntersatz
für den Eßtisch. Oft ist an die Küche der Backofen angebaut, auf einem
Stelzfuß, der gegebenenfalls Stockwerkshöhe erreicht. Anderswo steht der
Backofen als kleines Häuschen im Grasgarten hinterm Haus.
 
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