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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0129
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Das schwäbische Bauernhaus.

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Das meiste, was wir Stadtleute als bäuerliches Gerät anstaunen, ist gewiß
früher im städtischen Haus ebenso gebraucht worden. Die vertäfelten Stuben,
der Ofen, der Eßtisch, das Hand Waschzeug, die Bettladen, Truhen, Herd- und
Eßgerät, Feuerzeug und Leuchtgerät waren einst hier wie — gleichzeitig oder
etwas später — dort; nur natürlich auf dem Land meist etwas derber, un-
beholfener in Form und Zier.

20. Fachwerkhaus in Oberessendorf OA. Waldsee. Aufnahme von J. Cades.

Bäuerlich ist streng genommen nur das, was eben dem Bauerngeschäft allein
dient: die Ställe, die Tenne, die Scheunen und Speicher, die Milchkammern,
Rübenkeller usw. und ihre Verbindung mit dem Wohnhaus. Allgemein üblich
und weithin verbreitet ist, weil sachgemäß, die herkömmliche Anlage der
Ställe mit Stallgassen und Futtergängen quer zur Eingangswand, die Form
der Futterladen, Krippen und Raufen; typisch die Gestalt der Pferdestände,
der Schweinekoben, der Taubenschläge und -Häuser, die Einrichtung des
Hühnerstalles usw. Ebenso die Anlage der Scheuer mit der großen Einfahrt,
die zugleich als Dreschtenne angelegt ist, mit den Heu- und Stroh- und Korn-
böden an den Seiten und oben im Dachraum. Dazu kommen auf dem Hofe
die Wagen- und Geräteschuppen, die Holzlegen, der Brunnen und nicht zuletzt
die Dunglege, „Miste". Ein Trog mit Mahlstein diente früher zur Zerkleiner-
ung des Obstes, ehe es in die Mostpresse kam. Weingärtnerhäuser hatten
früher wohl auch ihre eigene Kelter. (Manche von den jetzigen Gemeinde-
keltern waren vormals herrschaftlich.)
 
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