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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0130
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Auf dem Hofe war auch für den alten abgedankten Bauern gesorgt. Die
Ausdingwohnung, mit eigener Küche und eigenen Vorratsräumen lag im Hause
oben oder hinten dabei hatte aber der Ausdinger gerne, namentlich im Hohen-
lohischen, doch noch seinen besonderen Verschlag in der großen "Wohnstube
des Bauern ; oder in einem besonderen Häuschen auf dem Hofe.

Gemeindeutsch ist die am Bauernhaus übliche Form der Haustür, zweiteilig

21. Gehöft in Winterstettenstadt OA. Waldsee. Aufnahme von J. Cades.

in der Art, daß der obere Flügel offenstehen kann, während der untere ge-
schlossen ist. Das Scheuerntor ist eine große Flügeltür, die Flügel oft nach
antiker Art in Schwelle und Sturz eingelassen (mit Zapfen in Pfannen).

Der Hausgarten des Bauern mit seinen Küchenkräutern, Beerensträuchern
und Blumen ist vom Wandel des städtischen Geschmacks ziemlich unberührt
geblieben und so zu einer Sondererscheinung geworden, die uns heute wieder
mit dem Reize der gesunden Natürlichkeit berührt. Ebenso der bäuerliche
Blumenflor am Fensterbrett mit seinen starken frohen Farben. Und so auch
der derbe Farbengeschmack, den der Bauer oder der Dorfhandwerker im
Anstrich und der Bemalung der Hauswände und früher auch des Hausgeräts
bekundet oder bekundet hat. Der Bauerngarten ist stets regelmäßig angelegt,
Urbild des architektonischen Hausgartens.

Die weißgetünchten Wände oder Wandgefache, die blutrot (mit „Hausrot')
herausgestrichenen Balken, die grüngestrichenen Fensterläden neben weißen
Fensterrahmen und die bunte Fassung einzelner geschnitzter Zieraten an
 
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