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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0135
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Das schwäbische Bauernhaus.

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Stellen ein feines Altsilbergrau. Auf farbigen Anstrich kann unter diesen
Umständen füglich verzichtet werden. Ein festlicher Ton kommt hinein, wenn,
wie neuerdings gewöhnlich, der Unterbau in Mauerwerk aufgeführt und weiß-
getüncht ist. Beispiele dieser Bauweise hat "Württemberg noch aufzuweisen
am Kniebis, im Reinerzauer Tal und bei Schramberg (Abb. 12).

Weniger charakteristisch und malerisch, doch verwandt ist der Haustypus

26. Fachwerkhaus in Kürnbach OA.Waldsee. Aufnahme von J. Cades.

der Baar, von dem altertümliche Denkmäler z. B. in Hausen ob Verena, auch
noch in Trossingen stehen. Den Uebergang zum schwäbischen Typus be-
zeichnet die Vorliebe für zweistockige Anlage, mit Verlegung der Haupt-
wohnung in den Oberstock, die schlichte Satteldachform und die Ausriegelung
des Fachwerks mit Mauerwerk oder Verschalung mit Brettern und Verschin-
delung.

Aehnliches gilt vom nordöstlichen Schwarzwald, wo jetzt allgemein
Verschindelung der Wände und Ziegeldeckung üblich ist.

In Oberschwaben gibt es Gehöfte nur noch wenige freilich — auf württem-
bergischem Boden, an denen alle städtischen Geschmackswandlungen seit der
Urzeit spurlos vorübergegangen zu sein scheinen. Das ist in den Oberamts-
bezirken Ravensburg und Waldsee; Gebieten, die vormals zumeist Vorder-
österreich zugehörten. Da stößt man auf einen Bauernhaustypus von beson-
ders primitiver Gestalt, obwohl seine Denkmäler nicht über das 17. Jahr-
hundert hinaufreichen.
 
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