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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Das Schwäbische Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0137
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Das schwäbische Bauernhaus.

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Für die äußere Erscheinung dieser Gehöfte, die sowohl in Dörfern — dort
meist weitläufig und unregelmäßig angelegte Haufendörfer — als in den dort
beliebten Einzelsiedelungen („Einödhöfen") vorkommen, ist bestimmend das
hohe und steile, ursprünglich mit Stroh gedeckte Walmdach und sein über-
mächtiges Verhältnis zu den niederen, oft nur einstockigen Umfassungswänden.
Auch wo ein Oberstock vorhanden ist, pflegt doch das Erdgeschoß die Haupt-

28. AUgäuer Haus in Waffenried OA. Wangen.

wohnung zu enthalten, im Gegensatz zur niederschwäbischen Gewohnheit. Das
alte oberschwäbische Haus umfaßt, wie das Schwarzwälder, Wohnung, Stall,
Scheuer und Schopf (niederdeutsch: Schuppen) unter einem Dach. Den Haus-
eingang und meist auch die Stalltüren hat es an der Langseite, die dem Hof
und meist auch der Straße oder dem Wasser zugekehrt ist. Die Einteilung
der Wohnung ist die gemein oberdeutsche. Der Ern ist oft zugleich noch
Küche, hat hie und da sogar den freistehenden Herd. Ueber dem Herd hängt
oder hing als Rußfang eine Bohlendecke oder eine Lehmhürde. Der Rauch stieg
von da in den Dachraum oder zuerst in die Rauchkammer und fand durch Dach-
lucken seinen Ausweg, wenn er nicht vorzog, unten zu bleiben, und die Woh-
nung zu erfüllen. Die Umfassungswände und auch wichtigere Zwischenwände
sind aus Fachwerk im sogenannten Ständerbau, mit Füllungen von vernuteten
Bohlen, sogenannten Spuntwänden, gefügt; ähnlich wie bei den Schwarzwälder
und manchen Schweizer Häusern, nur nicht so kunstvoll.
 
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