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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Pazaurek, Gustav Edmund: Schrezheimer Fayencen: eine Untersuchung von Gustav E. Pazaurek
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0178
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Schrezheimer Fayencen.

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überhaupt ziemlich vereinzelt dasteht. Anders verhält es sich mit dem
zweiten, vollsignierten Stück, nämlich der Fußschale bei G. H. Lockner in
Würzburg (Abb. 5), die nebst dem abgekürzten Namen des Fabriksortes noch
die volle Signatur des Fabriksbesitzers Johannes oder Hans Bux trägt. Hier
haben wir ein echtes Fayencestück vor uns, nur Fayence, das aber auch gar
nichts anderes sein will, mit unbestimmten, stilisierten, fein umränderten
Blumen in den Scharffeuerfarben manganlila, trübes blau, gelb und grün; die
Ränderung ist mehr als primitiv. Es hat fast den Anschein, als wäre es ein
Dilettantenstück, vielleicht gar von J. Bux selbst. Dieselben Blumen, dieselben
Rändchen wiederholen sich auf zahllosen anderen gleichzeitigen Fayencen,
leider nicht nur in Schrezheim.

Von der größten Wichtigkeit ist das dritte voll signierte Stück, nämlich die
Helmkanne der Stuttgarter Sammlung vaterländischer Altertümer
(Abb. 6), da wir hiermit und mit der offenbar zugehörigen Rokokoschüssel
nicht nur sehr charakteristische Fayence-Arbeiten vor uns haben, sondern
offenbar auch Stücke, die uns eine größere Gruppe ähnlicher, aber nicht voll
bezeichneter Gegenstände aus der Blütezeit von Schrezheim erschließen. Die
Rokokokämme sind mit Manganlila, Kobaltblau und einem schmutzigen, zum
Teile im Brande zerrissenen Gelb gehöht; zwischen diesen Relief Ornamenten
sitzen schlicht gemalte Blumen und zwar ein Vergißmeinnicht, nur aus ein-
zelnen Tupfen bestehend, nicht gerändert, oder aber fein umränderte, „india-
nische", stilisierte Fayenceblumen. Die zugehörige Schüssel trägt die Marke 8,
die somit auch für Schrezheim zu reklamieren ist. Offenbar derselben Her-
kunft entstammt auch der ganz unbezeichnete Spiegel derselben Stuttgarter
Sammlung (Abb. 7), nur daß das Gelb hier schon etwas besser dem
Feuer standhielt und auch die Strichlierung mit Schwarz sorgfältiger gehalten
ist, während das kleine Weihwasser-Wandbecken des Stuttgarter Landes-
gewerbemuseums (Abb. 8) wieder etwas weniger sorgfältig ausgeführt er-
scheint; auf der Rückseite befindet sich als Marke ein B mit einem Pfeil
oder dreiteiligem Zweiglein darüber, was jedoch nicht allein auf Bux gedeutet
werden muß, da dasselbe Zeichen auf anderen Objekten auch mit D, F,
K, L, Ö, S und W vereint vorkommt,1 somit verschiedene Maler-Initialen zu
bedeuten hat. — Gewiß in dieselbe Gruppe
gehören noch weitere Arbeiten, obwohl
sie überhaupt keine Marke tragen, was
bei Schrezheim wenigstens in den ersten
Jahrzehnten die Regel gewesen zu sein

1 Am häufigsten im Museum des fränkischen
Altertumsvereins in Würzburg, das sich durch das
systematische Sammeln von Fayencemarken ein be-
sonderes Verdienst erwirbt. — Da wir die Marken
gleich den einzelnen Objekten beifügen, oder im
Texte erwähnen, glauben wir einer besonderen
Markentafel enthoben zu sein. Eine zeitliche Ab-
grenzung ist derzeit leider unmöglich; nur für die
Buchstaben B (Bux) und W (Wintergerst) ist als
Grenze das Jahr 1800 festzustellen. Manche anderen
Buchstaben — z. B. R und K ohne Pfeil auf
Blumengefäßen in der Schrezheimer Kapelle sind
einfache Malermarken. Auch eingeritzte Marken,
Z. B. ein 5 auf einem blauen Krüglein der Stlltt- Abb.]0. Rokoko-Deckelschale. Besitzer: Freiherr von König
garter Altertumssammlung, kommen vor. auf Fachsenfeld.
 
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