Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Schrezheimer Fayencen: eine Untersuchung von Gustav E. Pazaurek
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0192
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schrezheimer Fayencen.

185 -

weltabgeschiedener Verträumtheit gar nicht zum Bewußtsein gekommen zu
sein schien, daß inzwischen durch das Eingreifen des erfolgreichen englischen
Keramikers Josiah Wedgwood technisch und künstlerisch ganz neue Richtungen
maßgebend geworden waren, wird man es begreiflich finden, daß die Käufer
mit der Zeit ausblieben und die Fabrik dem allmählichen Untergang geweiht
war. In dieser Beziehung mag Schrezheim ein lehrreiches Beispiel für manche
anderen kunstgewerblichen Betriebe sein, die auch mitunter bei Erzeugnissen,
mit denen sie früher Geld verdienten, indolent oder trotzig stehen bleiben
und neue Forderungen neuer Zeiten nicht sehen oder nicht sehen wollen, bis
sie oder sicher aber die nächste Generation, leider zu spät, die traurige Wahr-
nehmung machen müssen, daß das rollende Rad der Entwicklung einfach
über sie hinweggegangen ist.

Die vorliegende Arbeit soll keineswegs dazu beitragen, zahlreiche gewöhn-
liche Fayencen, deren absoluter Kunstwert nicht sehr groß ist, zu über-
schätzen und die Marktpreise für „altes Schrezheim" in die Höhe schnellen
zu lassen. Die Absicht dieser Studie ging vielmehr dahin, aus der großen
Fülle gewöhnlicher Dutzendarbeiten einzelne, den Durchschnitt überragende
Stücke herauszugreifen und namentlich auf das außerhalb Württemberg fast
ganz unbekannte Schrezheimer Altar-Tabernakel hinzuweisen. Wir können
stolz darauf sein, daß in unserem Lande ein solches keramisches Hauptwerk
entstanden ist, das in der Geschichte des Kunstgewerbes einen besonderen
Ehrenplatz verdient und nun auch hoffentlich finden wird.
 
Annotationen