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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Pazaurek, Gustav Edmund: Nützliche Goldschmiede-Arbeiten für schwäbische Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0198
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Neuzeitliche Goldschmiede-Arbeiten.

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freuen, daß in unseren Tagen bereits wirklich ge-
diegene Goldschmiede-Arbeiten zur Verfügung stehen
und auch schon in die schwäbischen Kirchen Ein-
gang gefunden haben. Die für das Frühjahr 1910
geplante kirchliche Ausstellung im Stuttgarter
Landesgewerbemuseum wird Gelegenheit haben, alle
diese Bestrebungen übersichtlich zusammenzufassen.
Für diesmal sei es uns nur gestattet, einen Haupt-
vertreter der kirchlichen Goldschmiedekunst heraus-
zugreifen, nämlich den Stuttgarter Hoflieferanten
Joseph Ballmann und einige seiner besten Ar-
beiten im Bilde vorzuführen.

Ballmann ist 1849 in Regensburg geboren; hier
und in München hatte er in den sechziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts die beste Gelegenheit bei
Götz, wie bei Block und Roggenstein an großen
Aufträgen für verschiedene Kirchen, darunter auch
für die württembergischen Kirchen von Weingarten,
Ellwangen und Neuhausen mitzuarbeiten und sich
die gediegensten technischen Kenntnisse zu erwerben.
Auch die nun folgenden Wander jähre waren von
großem Einfluß, da Ballmann auch in den Eta-
blissements von Herbst in Passau (1871), Hermeling
in Köln (1872 — 77) und Feuerstein in Freiburg
(1877 — 81) vor die dankbarsten Aufgaben gestellt
wurde. Seit 1882 wirkt er in Stuttgart. Zunächst
hatte allerdings auch er sich nach dem Wunsche
seiner Auftraggeber in den historischen Stilarten zu
betätigen; die Monstranz von Ebingen ist z. B. noch
gotisierend, die von Langenargen noch im Rokoko-
geschmack. Aber zur rechten Zeit fand Ballmann
den Uebergang zu freien künstlerischen Schöpf-
ungen, für die er vor allem verständnisvolle Ent-
würfe des Stuttgarter Architekten August Koch
verwertete.

Wir bilden hier eine Anzahl der besten Ballmann-
Kochschen Arbeiten aus den allerletzten Jahren
ab: Der Meßkelch für den Bischof von Rotten-
burg (für Pfärrenbach wiederholt) zeigt einen Elfen-
bein-Nodus; der Fuß ist mit Korallen geschmückt
(Abb. 1); ein anderer Kelch (Abb. 2) hat einen durch-
brochenen Nodus und reichen Edelsteinbesatz am
Fuße. Ein reiches Ciborium der neuen Nikolaus-
Abb. 7. kirche in Stuttgart (Abb. 3), mit Christus und den

zwölf Aposteln in Elfenbeinschnitzerei (von Rudolf
in Stuttgart) und reichem Edelsteinschmuck läßt allerdings die Anklänge an
den romanischen Stil etwas zu stark zur Geltung kommen. Dagegen tritt ein
zweites Ciborium, das für die neue Kirche in Cannstatt bestimmt ist, mit seinem
 
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