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Fürstenspiegel

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Staates als des souveränen Gesellschafts-
körpers von jeder Beeinflussung durch
Kirche und Papsttum sicherstellen zu
wollen. Die Verbindung von Ethik und
kirchlicher Autorität erschien in seiner
Zeit noch so eng, daß man nur beide zu-
sammen von den Staatsgrundlagen aus-
schließen konnte. Als Hintergrund dieser
Darstellung, die L. von den Ideen des
Defensor pacis gibt, hat er den zeitgenössi-
schen Aristotelismus der kurialen Theorie
skizziert. H. L.

3. Fürstenspiegel
342 BORN, LESTER KRUGER, The specula
principis of the Carolingian Renais-
sance. In: Rev. beige philol. hist. 12,
’33> S. 583—612.
B. kommt es darauf an, den Fürsten-
spiegel als einheitliche Literaturgattung
nachzuweisen; er zeigt also zu Beginn, wie
die Fürstenspiegel der karolingischen Re-
naissance innerhalb einer in der Antike be-
ginnenden Tradition stehen, und kommt
am Schluß zu dem Ergebnis, daß auch in-
haltlich das karolingische Ideal des guten
Fürsten mit der früher von Isokrates und
später von Erasmus vertretenen Lehre über
diesen Gegenstand im wesentlichen über-
einstimmt. F. G.
343 RÖDER, JOSEF, Das Fürstenbild in den
mittelalterlichen Fürstenspiegeln auf fran-
zösischem Boden. Emsdetten: Lechte '33.
98 S. Münster, phil. Diss.
Bei einer Analyse der verschiedenen
französischen Fürstenschriften richtet der
Verf. sein besonderes Augenmerk auf die in
ihnen festzustellenden Unterschiede und
damit auf die aus ihnen abzulesende Ent-
wicklung der Fürstenauffassung. Über die
Einwirkung der Antike ergibt sich dabei,
daß der Einfluß Augustins, durch den in
der karolingischen Zeit das Entstehen die-
ser Literaturgattung weitgehend bestimmt
war, auch noch bis zum Ende des Mittel-
alters hin stark bemerkbar ist, obwohl in
der Hochscholastik, unter dem entscheiden-
den Einfluß des Aristoteles, das Fürsten-
bild umgestaltet wird, weniger die persön-
lich moralischen als die sachlich-konstitutio-
nellen Momente in den Vordergrund ge-
rückt wurden. F. G.

RICHTER, GU STAV, Studien zur Geschichte 344
der älteren arabischen Fürstenspiegel.
Leipzig: Hinrichs '32. 115 S. = Leipziger
semit. Stud. N. F. 3. Auch als Breslauer
Diss. erseh.
Für diese Bibliographie ist von Bedeu-
tung Teil III „Der Anteil griechisch-helle-
nistischer Literaturen an den älteren ara-
bischen Fürstenspiegeln“. Gezeigt wird der
Einfluß der mit dem Alexanderroman in
Zusammenhang stehenden Brief literatur so-
wie der aristotelischen Ethik und der pla-
tonischen Staatslehre auf die islamischen
Fürstenspiegel; beide haben, wie eine Be-
sprechung der Fürstenethik in al-Färäbis
„Musterstaat" beweist, den aus ganz an-
deren Quellen gespeisten Typus der Herr-
scheranweisung in der islamischen Litera-
tur nicht modifiziert, sondern nur um
einige Gedanken bereichert. Daß vollends
das hellenische Staatsideal als solches auf
den islamischen Staat hätte einwirken
können, wird mit Recht verneint. M. PI.
4. Tyrannenmord
COVILLE, ALFRED, Jean Petit. La 345
question du tyrannicide au commence-
ment du XVe siecle. Paris: Picard '32.
XI, 613 S.
Das Buch behandelt eingehend die
literarische Tätigkeit des Pariser Univer-
sitätsprofessors Jean Petit, des theologi-
schen Verteidigers des Herzogs Johann
ohne Furcht nach der Ermordung Ludwigs
von Orleans durch burgundische Partei-
gänger. C. untersucht die 1408 verfaßte
Rechtfertigungsschrift, die den Herzog von
Orleans als Tyrannen charakterisiert, sehr
gründlich, indem er alle Tatsachen aus
ihrer Entstehungszeit zusammenstellt und
den Mitarbeiterkreis bestimmt; er erzählt
die Geschichte der Handschriften und be-
richtet über die theologischen Diskussi-
onen, durch die in Paris und Konstanz die
Thesen des Jean Petit auch nach seinem
Tode umstritten wurden. Das Kapitel VII
bringt die Vorgeschichte der Idee vom
Tyrannenmord, indem es die Ansichten der
einschlägigen mittelalterlichen Autoren re-
feriert und die von diesen hauptsächlich
benutzten antiken Doktrinen (besonders
aus Cicero und Seneca) voranschickt. Für
Jean Petit ist Johann v. Salisbury der wich-
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