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Renaissance, Humanismtis, Reformation
und dem Aufkommen der antikisierenden
Drapierung (passim). Im weiteren wird von
der Verf. nicht die Auseinandersetzung zwi-
schen diesen Tendenzen in der Frührenais-
sance dargestellt, sondern nach dem Vor-
kommen antiker, bzw. antikisierender
Motive in Skulptur und Malerei dieser Zeit,
vorzugsweise Toscanas und Umbriens, ge-
sucht. In der ersten Hälfte des 15. Jahrh.
seien es vor allem die Bildhauer, in denen
sich die Anlehnung an die Antike vollzieht,
im Gegensatz zur Malerei, die „abgesehen
von architektonischen und ornamentalen
Einzelheiten bis weit in das 15. Jahrh.
hinein keinen direkten Einfluß antiker For-
men erkennen läßt“ (S. 18). Am aufschluß-
reichsten sind die Ausführungen über die
Benutzung antiker Denkmäler, besonders
der Trajanssäule, an Ghibertis Paradieses-
tür. Donatellos Werke dagegen werden mit
wenig überzeugenden antiken Beispielen
verglichen. Erst in der zweiten Hälfte des
15. Jahrh. nimmt die Malerei nach den Aus-
führungen der Verf. an der Benutzung an-
tiker Motive teil, in zweierlei Weise: erstens
durch die Einführung des flatternden Chi-
tons als Ausdrucksträger rascher Bewegung
(vgl. dazu Warburg, Ges. Schriften, 1,
S. 19ff.), zweitens durch die Übernahme
motivischer Einzelheiten der Drapierung
antiker Togati. Diese „Beobachtungen“
werden durch eine Fülle von Abbildungen
illustriert, wobei der Ähnlichkeit in großen
Zügen mehr Wert zugemessen wird als der
Verschiedenheit und dem individuellen
Reichtum im einzelnen. Der Nachweis tat-
sächlich vorliegender, bzw. auf bestimmte
antike Skulpturen zurückzuführender Über-
nahmen wird nicht geführt, vielfach bleibt
die Filiation der Motive an Äußerlichkeiten
haften. A. Sch.
885 BRUNELLI, BRUNO, e ADOLFO CALE-
GARI, Ville del Brenta e degli Euganei.
Milano: Treves '31. 398 S.
Das Buch gibt einen einzigartigen Be-
griff vom Privatleben des venezianischen
Adels im 16., 17. und 18. Jahrh. Empfangs-
und Wohnräume der großen Villen sind
überall all’antica gehalten. Ovid, Vergil,
Apuleius sind in großen Fresken illustriert,
die die Wände vollständig ausfüllen und
den Bewohner in ein merkwürdig direktes
Verhältnis zu den Malereien treten lassen.
R. W.
Catalogo della esposizione della Pittura Fer- 886
raresedel Rinascimento, Ferrara’33.230 S.
Von Gemälden mythologischen und
allegorischen Inhalts zeigte die Ausstellung
außer einigen Bildern der Dossi und Garo-
falos einige Tafeln vom früheren Schmuck
des Studio im Belfiore, die Cossa zuge-
schriebene Allegorie des Herbstes, zwei Dar-
stellungen des Schiffes der Argonauten in
der Art des Ercole Roberti, zwei Costa be-
nannte Venusakte, einige Zeichnungen Tu-
ras, Cossas, Robertis, Dossis, sowie ein Re-
lief des Mars von Antonio Lombardi. Eine
Besprechung der Ausstellung findet sich in
Pantheon 12, *33, S. 211—18). A. Sch.
BROCKHAUS, HEINRICH, Ein edles 887
Geduldspiel. „Die Zeitung der Welt oder
die Himmelsleiter“, die sogenannten
Taroks Mantegnas vom Jahre 1459—60.
In: Miscellanea di storia dell’ arte in onore
di I. B. Supino. Firenze: Olschki '33.
S. 399— 4l6-
Die Tarocchi werden als Geduldspiel
gedeutet, erdacht in der Umgebung des
Papstes Pius II. während des langwierigen
Mantuaner Unionskonzils, an dem auch
Nikolaus Cusanus und Bessarion teilnahmen.
Mit Cusanus wird das Spiel durch den von
ihm erdachten Ludus Globi in Verbindung
gebracht, mit Bessarion durch die in
griechischen Klöstern zur Vorlesung be-
nutzte Himmelsleiter des Johannes Kli-
makos. Die in den Tarocchi dargestellte
Hierarchie wird durch recht lose Assozia-
tionen auf Thomas von Aquino zurück-
geführt. Eine Deutung aus der zeitgenös-
sischen gelehrten Kosmologie und popu-
lären Moraltheologie wird nicht versucht,
auch führt die Deutung des Systems der
Darstellungen zu keinerlei Aufschlüssen
über den tatsächlichen Gebrauch des Spiels.
Die antiken Elemente werden nicht ana-
lysiert. G. B.
FIOCCO, GIUSEPPE, Un libro di disegni 888
di Marco Zoppo. In: Miscellanea di
storia dell’ arte in onore di I. B. Supino.
Firenze: Olschki '33. S. 337—51.
Schreibt, auf Grund von Vergleichen
mit Zeichnungen in Hamburg, Braun-
schweig, Frankfurt und Turin, das antiki-
sierende Skizzenbuch des Lord Rosebery,
jetzt im British Museum, im 18. Jahrh. von
dem Stecher Novelli Mantegna zuge-
schrieben, dem Marco Zoppo zu. G. B.
Renaissance, Humanismtis, Reformation
und dem Aufkommen der antikisierenden
Drapierung (passim). Im weiteren wird von
der Verf. nicht die Auseinandersetzung zwi-
schen diesen Tendenzen in der Frührenais-
sance dargestellt, sondern nach dem Vor-
kommen antiker, bzw. antikisierender
Motive in Skulptur und Malerei dieser Zeit,
vorzugsweise Toscanas und Umbriens, ge-
sucht. In der ersten Hälfte des 15. Jahrh.
seien es vor allem die Bildhauer, in denen
sich die Anlehnung an die Antike vollzieht,
im Gegensatz zur Malerei, die „abgesehen
von architektonischen und ornamentalen
Einzelheiten bis weit in das 15. Jahrh.
hinein keinen direkten Einfluß antiker For-
men erkennen läßt“ (S. 18). Am aufschluß-
reichsten sind die Ausführungen über die
Benutzung antiker Denkmäler, besonders
der Trajanssäule, an Ghibertis Paradieses-
tür. Donatellos Werke dagegen werden mit
wenig überzeugenden antiken Beispielen
verglichen. Erst in der zweiten Hälfte des
15. Jahrh. nimmt die Malerei nach den Aus-
führungen der Verf. an der Benutzung an-
tiker Motive teil, in zweierlei Weise: erstens
durch die Einführung des flatternden Chi-
tons als Ausdrucksträger rascher Bewegung
(vgl. dazu Warburg, Ges. Schriften, 1,
S. 19ff.), zweitens durch die Übernahme
motivischer Einzelheiten der Drapierung
antiker Togati. Diese „Beobachtungen“
werden durch eine Fülle von Abbildungen
illustriert, wobei der Ähnlichkeit in großen
Zügen mehr Wert zugemessen wird als der
Verschiedenheit und dem individuellen
Reichtum im einzelnen. Der Nachweis tat-
sächlich vorliegender, bzw. auf bestimmte
antike Skulpturen zurückzuführender Über-
nahmen wird nicht geführt, vielfach bleibt
die Filiation der Motive an Äußerlichkeiten
haften. A. Sch.
885 BRUNELLI, BRUNO, e ADOLFO CALE-
GARI, Ville del Brenta e degli Euganei.
Milano: Treves '31. 398 S.
Das Buch gibt einen einzigartigen Be-
griff vom Privatleben des venezianischen
Adels im 16., 17. und 18. Jahrh. Empfangs-
und Wohnräume der großen Villen sind
überall all’antica gehalten. Ovid, Vergil,
Apuleius sind in großen Fresken illustriert,
die die Wände vollständig ausfüllen und
den Bewohner in ein merkwürdig direktes
Verhältnis zu den Malereien treten lassen.
R. W.
Catalogo della esposizione della Pittura Fer- 886
raresedel Rinascimento, Ferrara’33.230 S.
Von Gemälden mythologischen und
allegorischen Inhalts zeigte die Ausstellung
außer einigen Bildern der Dossi und Garo-
falos einige Tafeln vom früheren Schmuck
des Studio im Belfiore, die Cossa zuge-
schriebene Allegorie des Herbstes, zwei Dar-
stellungen des Schiffes der Argonauten in
der Art des Ercole Roberti, zwei Costa be-
nannte Venusakte, einige Zeichnungen Tu-
ras, Cossas, Robertis, Dossis, sowie ein Re-
lief des Mars von Antonio Lombardi. Eine
Besprechung der Ausstellung findet sich in
Pantheon 12, *33, S. 211—18). A. Sch.
BROCKHAUS, HEINRICH, Ein edles 887
Geduldspiel. „Die Zeitung der Welt oder
die Himmelsleiter“, die sogenannten
Taroks Mantegnas vom Jahre 1459—60.
In: Miscellanea di storia dell’ arte in onore
di I. B. Supino. Firenze: Olschki '33.
S. 399— 4l6-
Die Tarocchi werden als Geduldspiel
gedeutet, erdacht in der Umgebung des
Papstes Pius II. während des langwierigen
Mantuaner Unionskonzils, an dem auch
Nikolaus Cusanus und Bessarion teilnahmen.
Mit Cusanus wird das Spiel durch den von
ihm erdachten Ludus Globi in Verbindung
gebracht, mit Bessarion durch die in
griechischen Klöstern zur Vorlesung be-
nutzte Himmelsleiter des Johannes Kli-
makos. Die in den Tarocchi dargestellte
Hierarchie wird durch recht lose Assozia-
tionen auf Thomas von Aquino zurück-
geführt. Eine Deutung aus der zeitgenös-
sischen gelehrten Kosmologie und popu-
lären Moraltheologie wird nicht versucht,
auch führt die Deutung des Systems der
Darstellungen zu keinerlei Aufschlüssen
über den tatsächlichen Gebrauch des Spiels.
Die antiken Elemente werden nicht ana-
lysiert. G. B.
FIOCCO, GIUSEPPE, Un libro di disegni 888
di Marco Zoppo. In: Miscellanea di
storia dell’ arte in onore di I. B. Supino.
Firenze: Olschki '33. S. 337—51.
Schreibt, auf Grund von Vergleichen
mit Zeichnungen in Hamburg, Braun-
schweig, Frankfurt und Turin, das antiki-
sierende Skizzenbuch des Lord Rosebery,
jetzt im British Museum, im 18. Jahrh. von
dem Stecher Novelli Mantegna zuge-
schrieben, dem Marco Zoppo zu. G. B.