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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

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Zedler, Gottfried: Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaues
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I. Der Pfarrbezirk Oestrich
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4. Johannisberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0123

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Johannisberg

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Weinberge, die teils auf der östlichen Seite, teils am Fusse dieses Berges
lagen, dem Kloster zum Geschenk gemacht.
Unter den gräflich nassauischen Lehen des Rheingrafen wird in jenem
Lehenverzeichnis (Fabricius 9, 20 b) auch ein Landgut in Husen aufgeführt.
Fabricius identifiziert dieses Husen ohne weiteres mit Lorchhausen, Vogel
(S. 615) und Richter (S. 68) wollen darunter Hausen v. d. H. verstehen.
Allein der erstere Ort wird einige Zeilen weiter (9, 20 g) ausdrücklich als
Lorcherhusen bezeichnet und eine Vergleichung der hier aufgeführten nassauischen
Lehen mit den in der Parallelstelle im zweiten Abschnitt (11, 4) namhaft gemachten
gleichen Lehen zeigt, dass auch an dieser zweiten Stelle die an erster Stelle genannten
Lehen zu Lorcherhusen als ebendort befindlich bezeichnet werden. Dagegen
heisst es statt des dortigen villam in Husen an der zweiten Stelle villam que
dicitur Ringravinhusen. Wie sollte nun aber (a. a. 0. 6, 2 d) unter Husen
apud montem S. Johannis das Dorf Hausen v. d. II. zu verstehen sein?
Offenbar ist mit diesen verschiedenen Bezeichnungen ein und dasselbe gemeint.
Es muss also damals noch am Fusse des Bischofs- oder Johannisberges ein
rheingräflicher Hof, Rheingrafenhausen, auch kurz Husen genannt, bestanden
haben. Das Dorf Hausen v. d. H. dagegen befand sich im Besitz der Herren
von Bolanden, ging von diesen an die Grafen von Sponheim und schliesslich
an Nassau-Saarbrücken über (Vogel, S. 615). Haben wir oben den Rheingrafen
das Dorf Klingelmünde und die Grafeninsel nehmen müssen, hier können wir
ihnen ihren wirklichen alten, mitten im Herzen des Rheingaus gelegenen
Stammsitz, Rheingrafenhausen, wiedergeben. Bisher erschienen die Rhein-
grafen als hauptsächlich im Wisperland begüterte Herren. Dort, wo sich
mitten in den hohen Bergen ihre Burg Rheinberg befand, spielt sich aber
nur die letzte Phase des Kampfes zwischen dem alten und dem neuen Landes-
herrn des Rheingaus ab. Dieser Kampf hat schon weit früher begonnen. Die
alten Rheingaugrafen, die ursprünglichen Gebieter im Rheingau, haben, wie es
dies Rheingrafenhausen bezeugt, zweifellos anfangs im sonnigen, rebenbepflanzten
Teile des Rheingaus residiert, und erst ihre Nachfolger, das spätere Geschlecht
der Rheingrafen, haben sich vor dem im Lande immer mächtiger werdenden
Mainzer Erzbischof mehr und mehr in die Wispergegend zurückgezogen. Mit
dem Schwinden des Namens Rheingrafenhausen, dem späteren und heutigen
„der Grund“, ist aber im vorderen Teil des Gaues auch die letzte Spur’ des
dortigen, einstmals jedenfalls sehr umfassenden Grundbesitzes der alten Rhein-
gaugrafen verloren gegangen, während die Trümmer der Burg Rheinberg noch
bis auf den heutigen Tag die Spuren ihrer gefallenen Grösse darstellen.
Schon S. 100 habe ich die Ansicht Richters, dass die Rheingrafen im
Jahre 1281 im Besitze ihrer rheingauischen Güter geblieben wären, als
irrig zurückgewiesen. Wenn nun im Jahre 1285 an Stelle des früheren
Rheingrafenhausen das Nonnenkloster, die Klause, auftaucht, so ist doch
die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, dass es nach dem Aus-
scheiden der Rheingrafen aus dem Rheingau auf Grund des diesen
vorher am Fusse des Johannisberges zugehörigen Besitzes gegründet worden
ist. Im Jahre 1452 hob der Erzbischof Dietrich (Gudenus IV, 311) die Klause
 
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