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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

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Zedler, Gottfried: Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaues
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IV. Der Pfarrbezirk Rüdesheim
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5. Assmannshausen
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V. Der Pfarrbezirk Lorch
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1. Lorch
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https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0289

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Assin annshaüseii 269
Die von Bodmann (S. 739) angeführte Urkunde Erzbischof Bertolds von
Mainz, in der dieser dem Hans Sigler von Aschaffenburg gestattet, nach der
warmen Quelle im Rhein bei Assmannshausen zu suchen und sich dazu mit
dem Domdechanten Bernhard von Breydenbach in Verbindung zu setzen, ist
im Wiesbadener Staatsarchiv erhalten. Diese damals vergeblichen Bemühungen
wurden im 17. Jahrhundert wieder aufgenommen. Über diese unterrichtet uns
ein Aufsatz Theodor Schülers im Wiesbadener Tagblatt 1887, Nr. 79 u. 80,
der auf Grund von Mainzer Kammerakten zusammengestellt ist.
V+ Der Pfarrbezirk Lorch.
1. Lorch.
A. Die Lorcher Urkunden.
„Lorch und Kiedrich“, schreibt Richter (S. 6), „sind Namen keltischen
Ursprungs“. Für Kiedrich haben wir fliese weiter nicht bewiesene Behauptung
oben schon zurückgewiesen. Auch für Lorch scheint sie mir durchaus anfecht-
bar. Die Förstemann’sehe Zurückführung des Namens auf einen Personen-
namen Laur entbehrt allerdings auch jeder Stütze. Denn Lorch heisst, wie
wir alsbald sehen werden, in den ältesten echten Urkunden Lorich. In der
zweiten Silbe scheint daher doch, wie in den Ortsnamen Kiedrich und Oestrich,
das ahd. richi zu stecken. Die dann übrig bleibende erste Silbe lo ist ebenfalls
deutsch und bedeutet bekanntlich Busch, Wald. Welche Bezeichnung aber
wäre für den die Eingangspforte zum waldigen Wisperlande bildenden Ort pas-
sender, als waldreich?
Lorch war der eine Ausgangspunkt des' alten ,Kaufmannsweges‘, auf
dem zur Umgehung des Binger Loches die in früherer Zeit den Rhein herauf
oder herunter gebrachten Waren über das Gebirge geführt wurden, um in Lorch
oder Büdesheim ausgeladen oder wieder verladen zu werden. An beiden Um-
ladestellen sind zweifellos sehr frühe Siedeiungen zu vermuten, aber der Orts-
name führt auch rücksichtlich Lorchs, wie es scheint, nicht soweit zurück.
In echten Urkunden erscheint Lorch auch erst verhältnismässig spät.
Allerdings haben Bodmann und Schott durch Fälschungen dafür gesorgt,
dass dem Ort, seinem hohen Alter entsprechend, schon eine frühe urkundliche
Berücksichtigung zu Teil wird. ’ Die älteste Lorcher Urkunde von 832 (Sr 55),
die uns Bodmann (S. 109) überliefert hat, und in der Kaiser Ludwig dem
Kloster Hasenried Güter im Wormsgau und zu Lorch schenkt, hat Wibel
bereits (N. A. 30, 167—169) als unecht erwiesen. *
Auch die nächsten beiden Lorcher Urkunden (Sr 60 und 79), die wir als
Bestandteile des Bleidenstadter Traditionsbuches unten einer weiteren Prüfung
unterziehen werden, verdanken wir nicht echter Überlieferung, sondern blosser
späterer Erfindungsgabe. Ebenso hat Schotts Urkunde von 1071 (Sr 128),
in der Lorch erwähnt wird, oben (S. 46) der Kritik nicht standhalten können.
In gleicher Weise haben wir bereits (S. 213) den auch Lorch berücksichtigen-
den Bodmann’schen Urkundenauszug von 1084 (Sr 132) als Fälschung ge-
kennzeichnet.
 
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