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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

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Zedler, Gottfried: Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaues
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VII. Der Rheingau als Ganzes
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2. Bodmanns falsche Nachrichten über echte und seine Auszüge aus gefälschten Mainzer Geschichtsquellen
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3. Der Franz- und Hunzwein
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https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0323

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Der Franz- und Hunzwein 303
von Stockheim die Musterrollen der beiden vorhergehenden Vitztume, Friedrichs
und Johanns von Stockheim, nicht ohne Zustimmung von ihrer und ihrer Kinder
Freundschaft habe herausgeben wollen, werden mit Angabe der Bewaffnung die
Mannschaften einzeln ortsweise aufgeführt, z. B. aus Lahnstein: 28 mit Harnisch
und Büchsen oder Hellebarden oder Knebelspiessen, 12 mit Büchsen, 29- mit
Hellebarden und 65 mit Knebelspiessen, zusammen 124 Mann; aus Höchst:
21 mit Büchsen, 9 mit langen Spiessen, 39 mit Knebelspiessen, 6 mit Harnisch,
1 mit Axt, zusammen 76 Mann; aus Hochheim: 4 Reisige, 39 mit Harnisch
und Büchsen, 17 mit Harnisch und langen Spiessen, 23 mit Hellebarden, 21 mit
Knebelspiessen, 1 mit einem schlecht Schwerdt‘, zusammen 108 Mann usw.
Ist es diesen aktenmässigen Angaben gegenüber möglich, zu glauben, dass die
Rbeingauer fast ein Jahrhundert früher in ihrer Gesamtheit einheitlich gekleidet
und ausgerüstet gewesen seien, und zwar noch dazu auf die kostbarste Art?
Auch hier hat Bodmann offenbar fremde Verhältnisse auf den Rheingau
übertragen. In den von Ernst Wülcker aus dem Frankfurter Stadtarchiv mit-
geteilten Urkunden und Akten betr. die Belagerung der Stadt Neuss am Rheine
(Neujahrs-Blatt d. Vereins f. Geschichte u. Altertumskunde zu Frankfurt a. M.
für das Jahr 1877, S. 55) heisst es in einem Schreiben des Rates der Stadt
Frankfurt an den Führer des städtischen Kontingents: „die Kleydunge wird
syn gantz rot reisigen, richtern, portenern vnd fuszknechten, doch iglichem duche
nach synem werde vnd uff dem lingten arme zwei sparren eyner brun, der ander
wysz von ein ander gescheiden, damit das rode sich in der mitte selbs uszzeuge.“
Bodmann hat nachweislich auch in Frankfurt sich nach geschichtlichen Quellen
umgesehen und verschiedene dort befindliche Manuskripte benutzt (s. van der
Linde, Gutenberg S. 529 und Deutsche Geschichtsblätter, Bd.2, S. 180). Er
wird auch mit den dort verwahrten, die Belagerung der Stadt Neuss be-
treffenden Archivalien bekannt geworden sein und hat sich dann diese Kennt-
nis in seiner "Weise skrupellos für die reichere Ausführung der Geschichte des
Rheingaus zu nutze gemacht.
3. Der Franz- und Hunzwein.
Das wichtigste Erzeugnis des Rheingaus ist der Wein. In den mittel-
alterlichen Urkunden wird wie anderswo, so auch für den Rheingau fränkischer
und hunnischer Wein unterschieden. Ersterer ist, wie die Quellen deutlich
erkennen lassen, der bessere, letzterer der gewöhnliche Wein. Was aber diese
beiden Ausdrücke eigentlich bedeuten und woher sie stammen, das ist eine
Frage, die eine ganze Literatur hervorgerufen hat, und die trotzdem auch heute
noch nicht als gelöst angesehen werden kann, schön deshalb nicht, weil man
bisher einer kritischen Sichtung der Quellen, für die Bodmanns Rheingauische
Altertümer sehr wesentlich in Betracht kommen, aus dem Wege gegangen ist.
Denn was kann es für einen Wert haben, eine Frage entscheiden zu wollen,
so lange der Wert der sich mehr oder weniger widersprechenden Quellen selbst
nicht festgestellt ist?
Ich halte es für am zweckmässigsten, die Frage zunächst unter ausschliess-
licher Berücksichtigung durchaus einwandfreier, d. h. nicht-Bodmann’scher
 
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