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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 65.1954

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Kutsch, Ferdinand: Altsteinzeit in Wiesbaden und Umgebung, 2, Stratigraphisch festgelegte paläolithische Funde von Wiesbaden und Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.62670#0033

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Altsteinzeit in Wiesbaden und Umgebung J7
2. Stratigraphisch festgelegte paläolithische Funde von Wiesbaden
und Umgebung
Mit 25 Textabbildungen
Von Ferdinand Kutsch
A. Hainerberg bei Wiesbaden
I. Acheuleen-Faustkeil aus Würmlöß II
In der Senke zwischen Hainerberg und Bierstädter Warte wurde für Wasser-
und Gasleitung ein 4,50 m tiefer Graben gezogen, aus dessen Auswurf Herr 0. R.
Schweitzer folgenden Faustkeil geborgen hat:
Mandelförmiger, an der Basis breit gerundeter Quarzit. L. 14,4, größte Br. 6,7, größte
D. 3,2 cm. Inv. 1953/37 = Tgb. Schw.1 *) HBN 304/53. Abb. 1.
Zur Herrichtung des Stückes ist ein von Natur durch Rollen im Schotter ausgezeichnet vor-
gerichteter Stein geschickt ausgesucht, wie die erhaltenen Reste der alten Oberfläche erweisen.


Sie ist auf der Unterseite von der Spitze in der ganzen Länge bis teilweise in die Rundung der
Basis hinein und an der rechten Seite in einem Flecken bis gegen den Rand hin, an der Oberseite
an der Spitze der rechten Kante und Basis in kleinen Flecken, auf der höchsten Stelle in mehreren
qcm erhalten. Das teilweise nach den natürlichen Schichtungen abspringende Material ist zu-
nächst in großen Abschlägen, die eine beabsichtigte, aber nur teilweise erreichte Muschelung
verraten, und dann — besonders gegen die Kanten hin — in feiner Bearbeitung behandelt. An
diesen ist zu erkennen, daß man beabsichtigte, sie durch gegen den Grat hin wechselseitig abge-
drückte Buchten in Schlangenlinien zu formen, doch ist es bei dem dafür ungeeigneten Material
nur an zwei Stellen recht gelungen. Diese gewollte Form der Kanten und die Gesamtform weisen
den Faustkeil dem Acheuleen zu.
Die geologischen Verhältnisse wurden in dankenswerter Weise von Herrn Dr. Schönhals
vom Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden geklärt: Aus der erreichten Tiefe des Rohr-
grabens steigt gleiartiger, wasserdichter, stellenweise sekundär (! ) kalkhaltiger Boden mit
Eisen- und Manganknöllchen, Ton und Schluff 2,50 m hoch auf. Darüber liegen 0,40 m kalk-
haltiger Löß mit ein- bis zweifaustgroßen Lößkindeln, überlagert von der zugehörigen, 0,40 m
dicken, rotbraunen schweren Verlehmungszone ohne Kalk (D. zusammen also 0,80 m). Endlich
folgen 1,20 m verlagerter (!), kalkfreier Löß, der von dem flachen anschließenden Hang herab-
gekommen ist, davon sind die obersten 0,20 m humoser Ackerboden.
Dies Profil kann im Hinblick auf die geringe Mächtigkeit der allein erhaltenen
wirklichen Lößschicht nur so gedeutet werden, daß der gleiartige Boden unten zu

1) Tgb. Schw. = Tagebuch Schweitzer II (im Museum Wiesbaden). — Maßstab der
Abb. 1—25 1:2.

Nass. Annalen Bd. 65

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