Untersuchungen über Besitz und Rechtsstellung
der Herren zu Lipporn und Grafen von Laurenburg
Von Hellmuth Gensicke
Nachdem P. Wagner1) die ältere Geschichte des Nassauer Grafenhauses von
Fälschungen und haltlosen Vermutungen gereinigt hatte, war es nur wenig, was
für die frühe Zeit an sicheren Nachrichten übrig blieb. Die beiden Brüder Rupert
(1124—52)2) und Arnold (1124—48)3) Grafen von Laurenburg, deren Schwester
Demut, die mit Graf Embricho von Diez (1133) vermählt war, und die Mutter
dieser Geschwister, eine der Schwestern des vorletzten Grafen von Arnstein,
blieben völlig gesichert. Darüber hinaus konnten aus unverdächtiger Überliefe-
rung zwei Verwandtschaftskreise der Geschwister aufgezeigt werden. Erzbischof
Adalbert I. von Mainz aus dem Hause Saarbrücken nennt 1132 den Grafen
Rupert seinen Verwandten4); dieser Verwandtschaft verdanken die Laurenburg-
Nassauer die Belehnung mit Idstein und der Vogtei des Klosters Bleidenstadt
nach dem Tod des Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein f 1122/24, der mit
seiner Gemahlin Mechtild ebenfalls von Erzbischof Adalbert als Verwandter
bezeichnet wird5).
Wichtiger für die Anfänge der beiden Grafenbrüder ist ihre Verwandtschaft
mit Graf Dudo von Laurenburg (1093—1117)6), der um 1117 das Kloster Lipporn
stiftete, das Graf Rupert um 1126 in die Abtei Schönau umwandelte7). Wagner
schwankt noch, ob er diesen Dudo als Bruder des Vaters der Geschwister8) an-
sprechen soll, die er jedenfalls einer Seitenlinie der älteren Laurenburger zu-
ordnet9). Außer Graf Dudo, den er zugleich als Herrn von Lipporn, Welterod
und Miehlen ansieht8), bleibt aus einer Urkunde Dudos dessen Vorfahr Trutwin.
Auch in diesem wollte Wagner wiederum einen kinderlosen Vatersbruder des
Dudo sehen10). Er vermutete, daß dieser Trutwin als Herr von Lipporn auch
Welterod, Miehlen und Laurenburg besessen habe8). K. H. May hat mit hoher
Wahrscheinlichkeit in einem Grafen Arnold den unbekannten Vater der Lauren-
burger Geschwister und mit fast völliger Sicherheit in einem im Siegerland be-
zeugten Grafen Rupert (1079—82) deren Großvater nachgewiesen11). Aber auch
das Bild der Herren von Lipporn und Grafen von Laurenburg hat er ganz
wesentlich berichtigt. Jenen bei Wagner noch unbestimmt schwankenden Trut-
win hat er ganz eindeutig als den 95912) urkundlich bezeugten Vasallen Herzog
Hermanns von Schwaben nachweisen können. Niemand wird künftig mehr daran
zweifeln, daß dieser Drutwin der Stifter jener Kapelle in Lipporn war, in die
940/47 der Priester Hartbert Reliquienpartikel des hl. Florin überführte13).
Selbst seine Vermutung, in einem 881 zu Ehrental begüterten Drutwin14) etwa
x) P. Wagner, Untersuchungen z. älteren Gesch. Nassaus u. des nass. Grafenhauses, in: Nass.
Ann. 46. Bd. 1925 S. 122 — 88; ders., Die Zeit der Erbauung d. Burg Nassau, in: Nass. Ann.
47. Bd. 1926 S. 158—64; ders., Neue Untersuchungen z. ält. Gesch. Nassaus u. d. nass. Grafen-
hauses, in: Nass. Ann. 54. Bd. 1934 S. 135—232.
2) W. Sauer, Nassauisches Urkundenbuch I 1885 Nr. 171; A. Goerz, Mittelrhein. Regesten II
1879 Nr. 33. Sämtl. Belege bei May: Nass. Ann. 60 S. 62 Anm. 292.
8) Sauer Nr. 171; O. Dobenecker, Regesta Thuringiae I 1896 Nr. 1593; vgl. Anm. 2.
4) „cognatus noster“ J. M. Kremer, Originum Nassoicarum II 1779 S. 160 Nr. 102; M. Stim-
ming, Mainzer Urkundenbuch I 1932 Nr. 578. — 5) Wagner: Nass. Ann. 54 S. 188.
6) Anm. 24 u. 17. — 7) Wagner: Nass. Ann. 46 S. 184. — 8) ebd. 132. — 9) ebd. 147.
10) ebd. 128. — u) K. H. May, Territorialgesch. d. Oberlahnkreises 1939 S. 24f.; ders., Beiträge
z. Gesch. der Herren zu Lipporn u. Grafen v. Laurenburg, in: Nass. Ann. 60. Bd. 1943 S. 1—65,
insbes. 44—53.
12) H. Beyer, L. Eitester, A. Goerz, Mittelrhein. Urkundenbuch I 1860 Nr. 204.
13) May: Nass. Ann. 60 S. 11-26. — w) Beyer I S. 124 Nr. 119.
der Herren zu Lipporn und Grafen von Laurenburg
Von Hellmuth Gensicke
Nachdem P. Wagner1) die ältere Geschichte des Nassauer Grafenhauses von
Fälschungen und haltlosen Vermutungen gereinigt hatte, war es nur wenig, was
für die frühe Zeit an sicheren Nachrichten übrig blieb. Die beiden Brüder Rupert
(1124—52)2) und Arnold (1124—48)3) Grafen von Laurenburg, deren Schwester
Demut, die mit Graf Embricho von Diez (1133) vermählt war, und die Mutter
dieser Geschwister, eine der Schwestern des vorletzten Grafen von Arnstein,
blieben völlig gesichert. Darüber hinaus konnten aus unverdächtiger Überliefe-
rung zwei Verwandtschaftskreise der Geschwister aufgezeigt werden. Erzbischof
Adalbert I. von Mainz aus dem Hause Saarbrücken nennt 1132 den Grafen
Rupert seinen Verwandten4); dieser Verwandtschaft verdanken die Laurenburg-
Nassauer die Belehnung mit Idstein und der Vogtei des Klosters Bleidenstadt
nach dem Tod des Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein f 1122/24, der mit
seiner Gemahlin Mechtild ebenfalls von Erzbischof Adalbert als Verwandter
bezeichnet wird5).
Wichtiger für die Anfänge der beiden Grafenbrüder ist ihre Verwandtschaft
mit Graf Dudo von Laurenburg (1093—1117)6), der um 1117 das Kloster Lipporn
stiftete, das Graf Rupert um 1126 in die Abtei Schönau umwandelte7). Wagner
schwankt noch, ob er diesen Dudo als Bruder des Vaters der Geschwister8) an-
sprechen soll, die er jedenfalls einer Seitenlinie der älteren Laurenburger zu-
ordnet9). Außer Graf Dudo, den er zugleich als Herrn von Lipporn, Welterod
und Miehlen ansieht8), bleibt aus einer Urkunde Dudos dessen Vorfahr Trutwin.
Auch in diesem wollte Wagner wiederum einen kinderlosen Vatersbruder des
Dudo sehen10). Er vermutete, daß dieser Trutwin als Herr von Lipporn auch
Welterod, Miehlen und Laurenburg besessen habe8). K. H. May hat mit hoher
Wahrscheinlichkeit in einem Grafen Arnold den unbekannten Vater der Lauren-
burger Geschwister und mit fast völliger Sicherheit in einem im Siegerland be-
zeugten Grafen Rupert (1079—82) deren Großvater nachgewiesen11). Aber auch
das Bild der Herren von Lipporn und Grafen von Laurenburg hat er ganz
wesentlich berichtigt. Jenen bei Wagner noch unbestimmt schwankenden Trut-
win hat er ganz eindeutig als den 95912) urkundlich bezeugten Vasallen Herzog
Hermanns von Schwaben nachweisen können. Niemand wird künftig mehr daran
zweifeln, daß dieser Drutwin der Stifter jener Kapelle in Lipporn war, in die
940/47 der Priester Hartbert Reliquienpartikel des hl. Florin überführte13).
Selbst seine Vermutung, in einem 881 zu Ehrental begüterten Drutwin14) etwa
x) P. Wagner, Untersuchungen z. älteren Gesch. Nassaus u. des nass. Grafenhauses, in: Nass.
Ann. 46. Bd. 1925 S. 122 — 88; ders., Die Zeit der Erbauung d. Burg Nassau, in: Nass. Ann.
47. Bd. 1926 S. 158—64; ders., Neue Untersuchungen z. ält. Gesch. Nassaus u. d. nass. Grafen-
hauses, in: Nass. Ann. 54. Bd. 1934 S. 135—232.
2) W. Sauer, Nassauisches Urkundenbuch I 1885 Nr. 171; A. Goerz, Mittelrhein. Regesten II
1879 Nr. 33. Sämtl. Belege bei May: Nass. Ann. 60 S. 62 Anm. 292.
8) Sauer Nr. 171; O. Dobenecker, Regesta Thuringiae I 1896 Nr. 1593; vgl. Anm. 2.
4) „cognatus noster“ J. M. Kremer, Originum Nassoicarum II 1779 S. 160 Nr. 102; M. Stim-
ming, Mainzer Urkundenbuch I 1932 Nr. 578. — 5) Wagner: Nass. Ann. 54 S. 188.
6) Anm. 24 u. 17. — 7) Wagner: Nass. Ann. 46 S. 184. — 8) ebd. 132. — 9) ebd. 147.
10) ebd. 128. — u) K. H. May, Territorialgesch. d. Oberlahnkreises 1939 S. 24f.; ders., Beiträge
z. Gesch. der Herren zu Lipporn u. Grafen v. Laurenburg, in: Nass. Ann. 60. Bd. 1943 S. 1—65,
insbes. 44—53.
12) H. Beyer, L. Eitester, A. Goerz, Mittelrhein. Urkundenbuch I 1860 Nr. 204.
13) May: Nass. Ann. 60 S. 11-26. — w) Beyer I S. 124 Nr. 119.