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Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0039
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erinnert auch an die Legende vom Wettspiel des Eunomos und Ariston, bei
dem eine Zikade sich auf das Instrument des Eunomos setzte, als eine Saite
gesprungen war, und durch ihre Stimme den Sieg erringen half.

Römisch, wohl nach hellenistischem Vorbild.

25. Krabbe und Frosch. Medaillon einer Calener Schale. Die Krabbe mit ihren
bedrohlich großen Scheren und den kleinen zum Sprung ansetzenden Frosch
sah der Benützer der Schale durch die flimmernde Oberfläche des Weines
hindurch wie in ihrem Element. Vielleicht liegt in der Zusammenstellung von
Krebs und Frosch eine Anspielung auf den „Frosch-Mäuse-Krieg“, der durch
die von Zeus gesandten Krebse entschieden wurde. Unteritalisch, 3. Jh. v. Chr.

26. Delphin. Auf einem Webgewicht aus Tarent taucht ein Delphin nach seinem
Sprung über die Wellen ins Meer zurück. (Vgl. Wandvitrine 11, Nr. 1).

5. Jh. v. Chr.

27. Fischteller, zum Servieren von Fischgerichten. Er ist außen mit einem Wellen-

band und auf der Oberseite mit Fischen und „frutti di mare“ verziert. Ein
Delphin, ein Tintenfisch, ein Nagelrochen, eine Meeräsche, eine Sardelle und
eine Brasse, eine Schnecke, Muscheln und ein Seestern umgeben den Zitter-
rochen, der die Mittelvertiefung einnimmt. Unteritalisch, 3. Jh. v. Chr.

(G. H.)

NATUR UND PFLANZENWELT

Anders als der moderne Mensch sieht der Grieche in der Natur überall
lebendige Kräfte und Gestalten: der Sonnengott steigt strahlend mit seinem
Gespann aus dem Meere auf, die Morgenröte eilt vor ihm her, mit gewal-
tigen Flügeln stürmt Boreas, der rauhe Nordwind, über das Land, Mänaden
und Kentauren bevölkern die Wälder, aus dem Weinlaub grinst der Kopf-
des Satyrs hervor, Nereiden reiten auf Delphinen über die Wellen, und in
der Erdtiefe unter dem feuerspeienden Ätna haust Hephäst mit seinen
Gesellen.

Natur ist also nicht geschaute Landschaft, sondern erlebte Gestaltenwelt
und so erscheint sie auch im Bilde der Kunst. Erst mit dem Schwächer-
werden des Glaubens an die Gestalten, im späteren Hellenismus und in der
römischen Zeit, öffnet sich der Sinn für die bildhafte Seite der Natur, wer-
den Landschaftsdarsteliungen in unserem Sinne überhaupt erst möglich.

Die Pflanzenwelt wird auch nicht als Gesamtbild gesehen, wie wir es
gewohnt sind, nicht als Wiese oder Wald, sondern als einzelne Pflanze. Als
solche erscheint sie entweder in eigentümlich abgekürzter Form, als dürrer
oder schwach belaubter Baum zur Andeutung einer Örtlichkeit auf Vasen-
bildern und Reliefs oder als Gegenstand in den Händen der Menschen und
Götter, als Zweig, Kranz oder Blume, dort mit aller Sorgfalt beobachtet und
dargestellt, ebenso auch als Münzzeichen, — ihre Hauptrolle aber spielt sie
als Ornament.

Die Pflanze wird dabei aus ihrem Naturstadium übergeführt in ein Reich
neuer Gesetzlichkeit und entfaltet sich dort in umgewandelter Gestalt als
Palmette, als Blütenfries, als Blattüberfall oder als fein geschwungene
Ranke. Sie dient nun neuen Aufgaben, hilft als Fries ein Gefäß oder ein

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