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Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0042
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23. Blüten- und Palmettenfries auf Fragment eines tönernen Schmuckfrieses. In

Anlehnung an einen Fries des Erechtheions von Athen sind auf diesem
römischen Fries in freier Entfaltung Blüten und Palmetten durch spiralige
Ranken leicht miteinander verbunden. Man muß sich dieses Ornamentband
in Marmor gemeißelt in südlichem Licht über einer Mauer von glatten Mar-
morquadern denken, um zu spüren, wie sehr der Grieche nicht nur die Vasen,
sondern auch ein Bauwerk als von pflanzlichen Kräften durchzogen empfand,
die im Ornament sichtbar aufblühen. 1. Jh. n. Chr.

24. Korinthisches Pfeilerkapitäl. Kalkstein aus Tarent. Von einem kleinen, tem-

pelartigen Grabbau stammt dieses Kapitäl, eine vereinfachte Form des Korin-
thischen Kapitäls (vgl. das freistehende Kapitäl Nr. 26). 4.—3. Jh. v. Chr.

25. Kankengöttin. Griffstück einer römischen Lampe. In dieser Figur, die wohl
als Vegetationsgottheit zu deuten ist, ist der Versuch gemacht, organische und
pflanzliche Form zu vereinigen, so wie in den frühen Mischwesen Menschen-
körper und Tierkörper miteinander verschmolzen sind. Sie läuft daher in
Blätter und Ranken (diese wieder in Köpfe von Löwengreifen) aus.

Römisch im Anschluß an Formen des 4. Jh. v. Chr.

Freistehend:

26. Korinthisches Kalksteinkapitäl aus Tarent, von einem Grabbau. Von dem

korinthischen Kapitäl weiß die antike Legende zu erzählen, daß ein Weih-
gabenkorb auf einem Grab, von Akanthusblättern umwachsen, die Anregung
gegeben hätte. •— Ein doppelter Akanthuskelch zuunterst bewahrt noch das
Rund der Säule, aus ihm wachsen in höherem Schwung, gestützt von einem
Hüllblatt, die schlanken Voluten auf, die die geschwungene und profilierte
Deckplatte unterstützen. Bei unserem Kapitäl sind an Stelle sonst üblicher
innerer Voluten und einer Blüte zwei Akanthusblätter und eine Syrinx-bla-
sende Erosfigur getreten; eines der frühesten Beispiele für figürlichen Schmuck
von Kapitälen überhaupt. 3. Jh. v. Chr.

(H. L.)

GÖTTERBILDER

In den Bildern seiner Götter gestaltete der Grieche das, was er an geisti-
gen Mächten in der Welt erlebte und erschaute. Sie durchdrangen und
bestimmten sein Leben, und wir dürfen nicht etwa daraus, daß die Dichter
so viele bunte Mythen von ihnen zu berichten wußten, annehmen, daß es
sich nur um unverbindliche Phantasiegebilde eben dieser Dichter handele.

Dagegen kommen wir dem Verständnis der Götter schon näher, wenn wir
das, was an Elementarkräften in ihnen enthalten ist, herauszufühlen suchen
und daran denken, daß Zeus, „der Wolkensammler“, der blitzende und don-
nernde Gott des Himmels und Helios der Sonnengott ist, daß Poseidon
das Element des Meeres beherrscht und Hephäst das feurige Element der
Erdtiefe, daß Hermes den Herden Fruchtbarkeit bringt und Demeter das
Korn auf den Fluren wachsen läßt, daß Dionysos in der Vegetation lebt und
in dem Wein die Naturkräfte wirken läßt. Aber doch müssen wir uns
bewußt bleiben, daß wir damit nur die eine, urtümliche Seite, an ihnen
erahnen, denn zugleich schaut der Grieche sie als Träger geistiger und ethi-
scher Kräfte, — Zeus setzt das Recht und stiftet und hütet die Ordnung,

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