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Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0061
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reich verzierte, mit Nektar gefüllte Schale reicht von der Form wie die
schlichte Tonphiale (3). Es kann sich aber auch um eine menschliche Spende-
szene handeln. Sabouroffmaler, Attisch, um 470 v. Chr.

13. Opferszene, auf tönernem Weihrelief aus Lokroi. Zwei Mädchen sind andächtig

darin versenkt, der Persephone, (denn aus ihrem Heiligtum stammt das Täfel-
chen) ein Opfer von Kuchen, Früchten und einem Hahn darzubringen. Auf
einer vollständig erhaltenen Wiederholung kann man erkennen, daß sich das
vordere Mädchen über einen Altar neigt, um dort eine Frucht niederzulegen,
(ein Stück eines Granatapfels, der der Persephone heilig ist, ist über ihrer
linken Hand gerade noch sichtbar), während die andere, aufrechtstehende
einen schlanken Korb hält und in der verlorenen Rechten einen Hahn. Ein
Bild frommer Sammlung vor der Gottheit, in wunderbar zartem Relief mit
feiner Charakteristik der dünnen Chitone, der dickeren hüllenden Mäntel, des
anmutigen, knospenhaften Antlitzes geformt. Lokrisch, um 470 v. Chr.

14. Opferszene auf fragmentiertem rotfigurigem Pvxisdeckel. Ein Mädchen streut
Getreidekörner auf einen Altar, die es einem geöffneten Kästchen entnom-
men hat. Dies ging dem eigentlichen Opfer voraus. Die Anwesenheit des Eros
weist vielleicht darauf hin, daß das Opfer Aphrodite dargebracht werden soll.

Attisch, 4. Jh. v. Chr.

Vgl. zum Kultus auch die Wandfotos 14—15, 12 u. 17.

(H. L.)

GRAB UND JENSEITS

Die griechischen Vorstellungen über das, was mit dem Menschen nach dem
Tode geschieht, sind, diesem ewigen Rätsel entsprechend, nicht einheitlich,
so wie ja die griechische Religion überhaupt nicht zu einer dogmatischen
Festlegung gekommen ist, sondern immer neue Deutungs- und Gestaltungs-
versuche für die Rätsel des Daseins hervorbrachte.

Nach homerischem Glauben verläßt nach dem Tode die Seele des Men-
schen den Körper und lebt als farbloser Schatten, als „Eidolon“, in der Un-
terwelt, im Reich des Hades und der Persephone, hinübergeführt vom
Seelengeleiter Hermes. Neben dieser Vorstellung erscheinen dann noch
andere, etwa der uralte Glaube an mächtige Tote, die als Heroen zu verehren
sind, oder der Gedanke an Gestalten, die im Hades für Taten ihres Lebens
büßen müssen, oder die Hoffnung auf eine Entrückung in elysische Gefilde,
oder der bei den Pythagoräern lebendige Glaube an die Seelenwanderung.

Von der Art, wie diese Gedanken in der bildenden Kunst der Griechen
Gestalt angenommen haben, kann hier nur ein kleiner, aber bedeutsamer
Ausschnitt gezeigt werden, nämlich die Bilder auf den weißgrundigen
attischen Lekythen der Parthenonzeit. Hier sehen wir das Eidolon als
kleines geflügeltes Wesen, meistens aber den Menschen in der Blüte der
Jahre, wie er ja auch auf den attischen Grabreliefs erscheint, nur über-
schattet von einer leisen Wehmut des Abschieds. Andere Bilder lassen uns
auch hineinblicken in die Sphäre des Übergangs von der Welt der Lebenden
zu der der Toten, wir sehen den Verstorbenen am Gestade des Acheron,
bereit zur Überfahrt mit dem Totenfährmann Charon.

Abb. 42

Abb. 43
bis 44

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