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Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0060
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Nur in den Mysterienkulten, etwa der Demeter, deren Bild (Schrank V, Nr. 20)
uns einen Abglanz eines klassischen Kultbildes gibt,' vereinigt ein geschlos-
sener Raum die Verehrer der Gottheit.

Etwas provinzielle, böotische Arbeit, um 470 v. Chr.

5. Tönerne Miniaturherme aus dem Kabirenheiligtum bei Theben. In dem alter-

tümlichen Pfeilermal mit Kopf, Armstümpfen und Zeugungsglied werden in
früher Zeit Hermes und Dionysos als Gottheiten der Fruchtbarkeit und des
Wachstums verehrt. Diese Hermen stehen in ländlichen Hainen und auch an
den Wegen und werden von den Vorübergehenden mit kurzem Gruß und
Gebet bedacht, nicht unähnlich den Kruzifixen im bayrischen Land. (Vgl.
Schrank V, Nr. 15, 16). Böotisch, um 470 v. Chr.

6. Prozession mit Zweigen auf schwarzfigurigem Kantharos. Eine entsühnende
und reinigende Kraft schreibt man den grünen Zweigen zu, die daher bei
Opfer und Bittgängen mitgeführt werden. Meist sind die Teilnehmer auch
noch mit den der angeflehten Gottheit heiligen Zweigen vom Ölbaum, Lor-
beerbaum, Efeu oder Weinstock bekränzt. Böotisch, Mitte des 6. Jh. v. Chr.

7. Weihgaben, kleine Tierbilder in Bronze und Ton aus dem Kabirenheiligtum

von Theben und dem Heraheiligtum von Argos. Von Landleuten geweiht als
Erinnerung an ihre Opfergaben, bei ärmeren vielleicht auch als Ersatz dafür,
und zugleich auch ein Mittel, die Herde unter den Schutz der Gottheit zu
stellen, nicht viel anders als wenn heutzutage ein Bauer ein Bild seines Röß-
leins in die Kapelle des heiligen Leonhard weiht. 5. Jh. v. Chr.

8. Mädchen mit Opferkorb und Ferkel auf dem Arm, Tonfigur. Eine ähnliche
Mädchenfigur besaß Goethe in seiner Sammlung, die das „nur mit einiger Auf-
merksamkeit zu erkennende“ Ferkelchen „als ein Lieblingshündchen behandelt“
und die er mit Recht in Verbindung mit dem Demeterkult brachte, bei dem
Ferkel als Opfergaben üblich sind. Auch heute noch kommen die Landleute
in Girgenti in Sizilien alljährlich beim alten Demetertempel, der in die Kirche
San Biagio umgewandelt ist, zusammen und feiern dort ein Fest, bei dem
Schweinchen im Freien gebraten und verzehrt werden.

Unteritalisch, Ende 5. Jh. v. Chr.

9. Knabe mit Hahn als Opfergabe in der Linken, Tonfigur aus Böotien. Der

Knabe steht in schlichter Haltung da, so wie er mit seiner Gabe in das Heilig-

tum getreten ist. „Wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig“ sagte
Sokrates als letztes Wort zu seinen Schülern, nachdem er den Schierlingsbecher
getrunken hatte, und schloß sich damit dem griechischen Brauch, nach der
Heilung von einer Krankheit den Göttern eine Opfergabe zu bringen, an.

Mitte des 5. Jh. v. Chr.

10. Weihinschrift auf fragmentiertem Gefäßfuß. Wie auf den Basen der Statuen

in den Heiligtümern ist hier auch auf dem Fuß eines Tongefäßes in schönen,
sauberen Buchstaben vom Töpfer im Aufträge eines Atheners, dessen Namen
auf . . . OS endigte, die Inschrift angebracht worden: „. . .Hat mich geweiht“
zu ergänzen wohl: der Athena. Attisch, Ende des 6. Jh. v. Chr.

11. Opferszene, Innenbild einer rotfigurigen Schale. Ein Opferdiener in kurzem

Schurz hält an einem Bratspieß Fleisch in die Flamme eines Altars, der rechts
gerade noch mit einem kleinen Stück sichtbar ist. Links steht auf einer Stufe
ein Opferkorb, zum Teil vom Bildrand überschnitten.

Splanchnoptesmaler, attisch, um 460 v. Chr.

12. Götterszene? Innenbild einer fragmentierten rotfigurigen Schale. Wahrschein-
lich ist es Hebe, die Mundschenkin im Kreise der Götter, die Zeus eine

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