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Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0066
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15. Komödienligur eines Sklaven aus Smyrna. Der listig grinsende Bursche mit
seinen halb zusammengekniffenen Augen, der platten Nase und dem
großen Schalltrichter der Mundöffnung, ist ein etwas jüngerer Bruder des
vorhergehenden Sklaven, unter seinem Festkranz ebenso bereit zu allerlei
Streichen und Frechheiten. Ein Typus der neuen Komödie.

Hellenistisch, 3.—1. Jh. v. Chr.

16. Schauspieler der attischen Komödie auf rotfigurigem Krater. Wir würden das

Maskenantlitz der weiblichen Figur links, die in Gesicht und Gewandung
unserer ,,Lysistrate“ (8) entspricht, vielleicht gar nicht erkennen, wenn nicht
ihr munter auf einem Bein springendes männliches Gegenüber die Maske
gelüftet und auf die Stirn hinaufgeschoben hätte. Es sind Schauspieler bei der
Probe gemeint. Interessant ist es, wie der Maler das feine zierliche Profil des
Menschen von dem vergröberten, stumpfnäsigen, dicklippigeren der Maske
unterschieden hat. Die Typen können aus einer aristophanischen Komödie
stammen. Attisch, Anfang des 4. Jh. v. Chr.

17. —18. Delphinreiter und Vogelreiter. Tonfiguren aus Tanagra. Diese beiden Ton-

figuren, zu denen noch der Pferdereiter (Schrank IV, Nr. 12) gehört, sind in
Tanagra in einem Grabe zusammen gefunden worden und sind ein Zeugnis
aus der frühesten Zeit der griechischen Komödie. So wie in Aristophanes
„Vögeln“ und „Rittern“ der Chor in Tiermasken und Tiergewändern auftrat,
so wurde anscheinend in einem uns nicht mehr erhaltenen Stück, das auch
auf Vasenbildern einen Nachklang hinterlassen hat, der Chor von Delphin-
reitern und Straußenreitern gebildet. Wir müssen uns also die Figürchen zu
einem Chor von 12 oder 24 Gestalten vervielfältigt denken, die in grotesken
Sprüngen die Orchestra umkreisen, vielleicht eine Verspottung der Perser,
deren Ansturm zur See und zu Lande eben abgeschlagen worden war.

Böotisch, Anfang 5. Jh. v. Chr.

19. Weibliche Komödienmaske auf Fragment eines Gnathiakraters aus Tarent. An
einem das Gefäß umziehenden Zweig, um den sich eine Weihbinde schlingt,
ist eine weiß gemalte weibliche Maske mit gelbem Haar aufgehängt. Sie ist
von ähnlichem Schnitt wie die kleine attische Terrakottamaske eines Jüng-
lings (7) und stellt vielleicht den verführerischen Typus der „goldenen Kur-
tisane“ dar, die diesem gefährlich werden kann. Ein frühes Beispiel für die
dekorative Verwendung der Maske. 3. Jh. v. Chr.

Vgl. zum Theater auch Schrank II, Nr. 28, Schaukasten 2, Nr. 10, Schrank V,

Nr. 44 und Wandfoto 11.

(H. L.)

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