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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 31.1909

DOI Heft:
Nr. 1-2
DOI Artikel:
Hoffmann-Kutschke, Artur: Indogermanisches
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12678#0076

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bekannte Archecologe herbe, aber gerechte Kritik ùbt an Kossinnas beweislosen Auf-
stellungen. Ich drucke (ûbersetzt) einige Stellen ab, weil sicher doch nur wenigc
Forscher sich um Niederles Arbeiten kùmmern oder sie lesen konnen (S. 466) :

«..... Mit diesem scheinbar grossartigen archa)ologischen System Kossinnas kann ich

nicht ùbereinstimmen : nicht im Ganzen, nicht in Einzelheiten, speciell nicht darin,

was die Slaven betrifft. Kossinna ..... hat gleich von vorn herein einige methodische

Fehler begangen, abgesehen von sachlichen Unrichtigkeiten, auf die er sich irrtùmlich
in Détails stùtzt. Ein methodischer Fehler liegt in der unbewiesenen Thèse, dass die
3 Hauptgebiete der neolithischen Keramik notwendig aitch ethnologisch auseinander
zu halten sind, dass man in ihnen auch 3 unter sich ganz verschiedene Rassen oder
Uroôlker sehen muss, und in der zweiten Thèse, dass aile Verbreitung der Kultur
vom Sùden zum Norden Europas eine Verbreitung der reinen Kulturwellen ist,
wogegen dièses Fortschreiten vom Norden zum Sùden eine Ausserung der Volks-
wel/en sein soll.

Der 3. methodische Fehler ist die Identifizierung des nordischen keramischen
Gebietes mit dem ethnologischen Begrijf der Arier oder Indogermanen.....

(S. 468) Es soll niemand heute eine unbewiesene und nicht wahrscheinliche Hypo-
thèse («vom nordischen Ursprung der Indogermanen») auf die Archœologie ùber-
tragen und aus ihr einenfesten Standpunktfur die grosse archœologische Hypothèse
ùber die Verbreitung der Arier im Norden bilden.....

Wér ein Centrum (der Arier) ansetzt und dortige neolithische Kultur als ur-
arisch verkùndet (!) und ihre Entwicklung betrachtet, in der Meinung, dass er da-
durch einen Beleg zum Ursprung und Entwicklung der Arier gibt, befindet sich auf
einem methodischen Abwege.

Und selbst, wenn voir Kossinnas Standpunkt beipflichten, dass die nordische
Wiege der Arierfestgestellt ist, und es dadurch zugleich erlaubt wâre, die nordische
Neolithzeit als arische zu verkùnden, auch dann werde ich Bedenken tragen, die
Verbreitung dieser Kultur als die Verbreitung des Urvolkes (der Arier) zu bezeugen
mit solcher Bestimmtiieit, wie es Kossinna tut, so lange man so verhàltni smassig
unbedeutendes Material zur Verfùgung hat, das, mit dem Kossinna operiert....
Dièses gleich und so bestimmete Auslegen fur den Marsch der Arier ist zwar nicht un-
môglich, aber heute nochvorzeitig. Hat die Kultur eines eigenenVolkes, die finnische,
griechische und rômische, sich weit ùber die Grenzen des Vaterlandes ausgedehnt,

.....ohne dass voir eo ipso sagen konnen, das Volk hat dièse Gegenden besessen, dann

mùssen wir auch die Môglichkeit der analogen Erscheinung zulassen, auch fur
bedcutend altère Kulturen, ja wir mùssen uns auf diesen Standpunkt stellen, so lange
wir sehen, dass die Verbreitung der Kultur sich nur einzeln und uersc/iieden durch
Erzeugnisse âussert, welche man durch Handel leicht ùbertragen kann.

Nur wenn eine grosse Summe solcher kultureller Atome vorwàrts schreitet und
namentlich, wenn die Historié oder Linguistik parallèle Erscheinungen zugibt, dann
wùrde ich die Applikation des Archœologischen auf das Ethnologische zulassen.....

Andere Détails von Kossinnas Hypothèse sind aber ùberhaupt unanne/imbar,
Warum das (die) phantastische A uslegen (Annahme) der Rùckkehr von Thrakern... ?
 
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