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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 31.1909

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Nr. 1-2
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Hoffmann-Kutschke, Artur: Indogermanisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.12678#0081

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und 'topo? (II, 2, S. 489) als nichtiranisch anzusehen, wùsste ich keinen Grund;
Buristana (altind. bhuri « viel, reichlich » : auch in dem dakischen Fùrstennamen
Bur-vista, BoipoptTUTjç, althochdeutscli : bur « viel », etc.) tûra « der starke » und vistra
(vw. Weistritz, Wisla : wistula ,Weichser, etc.) sind iranisch, resp. sakisch, da nach
meinen Kenntnissen das Sakische, d. h. die Skutschasprache zwischen Iranisch und
Slavisch steht, sogar z. T. zum Altgerinanischen hinùbergeht.

An Hirts Werk « Die Indogermanen » stôrt micli die Tatsache, dass Hirt die Indo-
Iranier als solche in Sùdrussland, im Flussgebiete des Don (I, S. 118) sucht, ferner
die Heimat der Hellenen (I, S. 148) in Ungarn, der Italiker (I, S. 163) in Bôhmen
oder MaJiren, u. s. w. kurz gesagt, nicht beachtet, dass wir kein Recht haben, das
arische Volk schon in der Urheimat in soviele Stâmme getrennt anzusehen, wie sie
spàter in der einzelnen Lândern erscheinen. Wenn Hirt (nach Wechssler), I, S. 36 ff.,
die Versehiedenheiten der romanischen Sprachen dùrch das jeweilige verschiedene
Vôlkersubstrat bedingt erldart, wie z. B. beim Rumânischen, Bulgarischen ; Proven-
zalischen, Portugiesischen, Spanischen, etc., — dann mùsste er auch die Versehieden-
heiten der einzelnen indogermanisclien Sprachen als durch das vorindogermanische
Vôlkersubstrat bedingt erklâren ; denn es liegt dieselbe Tatsache vor, nur spielt sie ein
paar tausend Jahre frùher. Hirt ist also hierin wiclerspruchsvoll.

Oder Hirt musste uns die Sprache der Hellenen mit den sie wesentlich charakte-
risierenden Lautgesetzen (z. B. g in ysvo.ç, Ipyov, IpyaÇonat statt Iran, z., etc.) in Ungarn
nachweisen ; ebenso in Bôhmen oder Màhren eine Sprache, die die wesentlichen Zei-
chen der italischen trâgt; in der Donniederung eine Sprache, die die Kennzeichen cler
iranischen Dialekte (so z. B. uarzo = verezo « tun » (awest.); aspa « Pferd», haùja
(statt satya) « wahr », etc.) hat. Da das aber unmôglich ist, aspa und hatija erst in
Iran aus akva und satja, èp^ov, y£V0<;, etc. erst in Griechenland geworden und entwickelt
sind, so bleibt nur môglich, ein in nur 2 Toile, die Kentum- und Sata-Gruppe, wovon
die erste die altère ist, zerfallendcs Urvolk der Arier anzunehmen, nicht 5 oder
6 Gruppen : Hellenen, Indoiranier etc. als solche in Ungarn, der Donniederung u. s. w.
anzusetzen. So glaube ich am Schlusse sagen zu konnen, dass, wenn auch ab und zu
bei Schrader i\\ « Sprachvergleichung und Urgeschichte » Verbesserimgen gemacht
werden kônnen, man von seinem Werke bekennen muss :

Schrader hat seine Arbeit sich so sorgfàltig ùberlegt und ausgefùhrt, das nir-
gendswo principielle Widerspruche gefunden oder ihm logische Fehler vorgeworfen
werden konnen wie es Schrader bei Streitberg, Hirt, Kretschmer und Wundt môg-
lich ist. Sclœaders Werk bedarf zwar vieler Verbesserungen, ist aber auf dem
besten, richtigen Wege. Man darf also in froher Zukunft auch einer Neuauflage seines
« Reallexikons der indogerm. Altertumskunde » entgegensehen.

Frankreich jedoch kann, wenn es durch entsprechende Ausgrabungen bei Hamadân,
Mesched i Murgàb u. s. w. der Wissenschaft altmedische und altpersische Inschriften
vorlegt, noch den Ruhm erwerben, auch betrefïs Irans Kultur wie friiher betreffs des
Auiesta die Grundlagen der Forschung gegeben zu haben und die historisch be-
rechtigte grôssere Wùrdigung des Iranischen vor dem Altindischen zu begrûnden.
 
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