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Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Hrsg.]
Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (1. Halbband) — München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925

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Zur Einführung in die Geschichte des Klosters
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Beyerle, Konrad: Zur Einführung in die Geschichte des Klosters, 1, Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters (724-1427)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61010#0228
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Von der Gründung bis zum Ende des freiherrhchen Klosters (724—1427) 165

Friede und Ordnung kehrten unter ihm auch im
Schwabenlande zurück, der unselige Zwiespalt
mit dem Papsttum war beigelegt.
So besserten sich also die äußeren Daseinsbe-
dingungen während der Regierung des Abtes Al-
brecht. Es ist denn auch zuzugeben, daß der Abt
in kurzem den Zustand völliger Auflösung, den
er angetroffen, zu überwinden wußte. Freilich,
von heute auf morgen ließen sich die Verhältnisse
des Klosters und der Abtei nicht sanieren. Das
Haupthindernis lag wohl m der Klosterruine
selbst. Noch immer lag das Kloster in
B r a n d t r ü m m e r n. Es gelang Abt Albrecht
nicht, den Neubau auszuführen. Man behalf sich
also. Das gemeinsame Leben nach alter benedik-
tinischer Art sagte den adeligen Klosterherren
der Zeit doch nicht zu. So bezogen sie, ein jeder
für sich, wie das für dieselbe Zeit auch von St.
Gallen berichtet wird, einzelne Häuser, die sog.
Herrenhöfe gegenüber dem Reichenauer Mün-
ster. Und wenn wir den Abt seit 1273 sehr häufig
auf der Burg Sandegg, zuvor auf Schopfeln an-
treffen, so sieht das ja sehr nach weltlicher
Herrensitte aus. Wir dürfen aber nicht vergessen,
daß auch ihn der Klosterbrand um die alte Abts-
wohnung gebracht hatte. Erst Diethelm von Ka-
stel hat die vom Brande verschont gebliebene
alte, aber heruntergekommene Pfalz zur herr-
schaftlichen Abtswohnung ausgebaut. Wenn wir
Abt Albrecht im Jahre 1270 in seinem .Obe-
ren Hofe* auf der Insel (,Augie in curia nostri
abbatis superiorf152) urkundend antreffen, so
dürfte doch wohl damit das Pfalzgebäude ge-
meint sein; der ,Untere Hof" war die verbrannte
Abtswohnung beim Kloster. Angesichts der ge-
ringfügigen Pfründemkünfte begreift man fast,
daß es damals für einen jungen adeligen Herrn
keinen sonderlichen Anreiz bieten mochte, Kon-
ventsherr gerade der Reichenau zu werden. Mußte
doch der Abt 1275 selbst für den ihn von der
Abtei und vom Klosterbesitz in Ulm antreffen-

den päpstlichen Kreuzzugszehnten von 40 Mark
Silber zwei Kelche, em Kreuz und einen Gaul
verpfänden. Es bleibt immerhin beachtlich, wenn
unter Albrecht von Ramstein der Konvent keinen
weiteren Rückgang, eher eine kleine Zunahme er-
fahren hat.
Und nun die Verwaltung des Klosterbesitzes
durch Albrecht von Ramstein, worüber wir am
meisten wissen. Da ist festzustellen, daß unter
diesem Abt eine geordnete Kanzlei ge-
führt wurde, die ihre Urkunden oft prunkhaft
ausgestattet hat. Albrecht von Ramstein hielt sich
einen H o f k a p 1 a n und einen Notar. Eine
Abtsurkunde von 1271 153) nennt zwei Männer:
,Bertholdus de Berch sacerdos et cappelanus
noster, magister Conradus notanus noster'; als
Notar also bereits em graduierter Kleriker!
Die zahlreichen, auf den Güterstand des Klosters
bezüglichen Urkunden zeigen allerdings in ihrer
Tendenz starke Schwankungen. Zunächst mußte
auch Albrecht von Ramstein die Schuldenwirt-
schaft fortsetzen, um sich überhaupt über Wasser
zu halten. Es sind namentlich die kleineren
Frauenklöster, unter ihnen vor allem Feldbach
und das seit Mitte des 13. Jahrhunderts rasch zu
Vermögen gelangte Zisterzienserinnenkloster St.
Kathermenthal bei Dießenhofen, daneben aber
auch Tämkon und Magdenau, die dem Abt aus
den schlimmsten Verlegenheiten geholfen, ihn
wohl auch nicht bewuchert haben. Schon in den
ersten, 1260 einsetzenden Verfügungsakten des
Abtes tritt der dann immer deutlicher werdende
Plan hervor, durch Weggabe entfernten Besitzes
die Insel und ihre nächste Umgebung
von Lasten frei zu bekommen. Am 21. April
1260 gestattet Abt Albrecht dem Kloster St.
Kathermenthal, auf dem Schienerberg und in der
Höri reichenauische Lehen im Werte bis zu
10 Mark Silber Einkünfte zu erwerben; aus-
drücklich ausgeschlossen wurde dabei em Er-
werb auf der Reichenau selbst, im alten Gau
 
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