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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 14.1986

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Miscellanea
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Pierzchała, Marek: Późnobarokowy wystrój malarski kaplicy dworskiej w Sarnach i jego twórca Jan Franciszek Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.13736#0211

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Późnobarokowy wystrój malarski kaplicy ... w Sarnach

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tzen, der friiher den Bau der Wallfahrtskirche in
Wambierzyce (Albendorf) gefordert hatte. Die Male-
reien in der Kapelle wurden, laut der erhaltenen
Signatur, 1738 durch Johann Franz Hoffmann aus-
gefiihrt.

Die Malereiausstattung der Kapelle besteht aus:
1. einem illusionistischen Altaraufsatz, 2. der Ge-
wolbemalerei, 3. der Dekoration der Verkleidungen
und Bogen der vier Fenster. Die Kapelle ist dem
heiligen Johannes Nepomuk geweiht, dessen Apotheose
am Gewolbe dargestellt ist, wahrend die acht Me-
daillons der Fensterverkleidungen Szenen aus sei-
nem Leben zeigen. Ein reiches inhaltiches Programm
wird durch den illusionistischen Altaraufsatz ange-
deutet. Die eingefiihrten Motive (ein Vorhang wird
geoffnet; Puttos tragen das Bild, das die Leiche des
Heiligen darstellt) schaffen eine Verbindung zur
antiken Tradition der Kaiserapotheose und der Ver-
gdttlichung der verstorbenen Person, wie auch zum
christlichen Verstandnis der Todesidee (Vorhang-
offnen ais Symbol des Todes des Kórpers und des
Ubergangs zum ewigen Leben). Sie knupfen auch an
die allgemeine Symbolik des Altars ais Grabstatte,
ais Symbolstatte des Triumphes des Martyrers durch
den Tod an.

Ein anderes Inhaltselement der Ausstattung ist die
Glorifizierung des Stiftergeschlechtes. Ais zentrales
Element dieser Zielsetzung gilt die dem Altar gegen-
iiberliegende Empore mit dem tiber ihr angebrachten
Wappen der Familie Gotzen. Dieser Aspekt entschei-
det gleichsam iiber die gesamte Idee der Kapelle.
Davon zeugen nicht nur ihr Name und die Wahl der
Heiligen, sondern auch die Betonung der Vermittler-
rolle der Slifterfamilie fiir den Schutz Gottes iiber
die Glaubigen.

Die Analyse der kiinstlerischen Scite der Aus-
stattung zeugt von der groBen Geschicklichkeit des
Malers in der Anwendung der kiinstlerischen Miltel,
mit denen er den Rezeptionsprozef3 lenken, die ge-
wahltcn Programnielementc betonen und Illusion
erzeugen wollte. Dies beweist seine kiinstlerische
Reife.

Die vorliegende Abhandlung enthalt auch den
Versuch, die Lebensgeschichte des Malers Johann
Franz Hoffmanns (geb. 1699/1701? in Kłodzko—Glatz,
gest. 1766 in Krzeszów—Griissau) zu umreiBen. 1730
war er Geselle bei dem mahrischen Freskomaler
Handke und nahm an dessen Arbeiten in Mahren,
und zwar in Unicov(Mahrisch Neustadt) und in Hra-
dec Kralove (Konigsgratz), teil. Dort entstanden auch
seine ersten selbstandigen Arbeiten (Uni6ov, Klaster
Hradiś). Seit 1731 blieb er standig mit Krzeszów
verbunden, wo er auch 1731—1737 Oberkrctscham

war. 1733 wird er ais Helfer Neunhertz' bei den Ge-
wolbemalereien der Klosterkirche in Krzeszów er-
wahnt. Wahrscheinlich fiihrte er dort die Quadra-
turumrisse dieser Malereien aus. In der zweiten
Halfte des Jahres 1734 und Anfang 1735 reąlisierte er
die Querschiffmalereien in der Gnadenkirche in Je-
lenia Góra (Hirschberg), bei denen er die Quadra-
turenmalerei, dereń Geheimnisse er bei Handke
kennengelernt hatte, mit der halbpanoramischen Auf-
fassung figiirlicher Szenen, die er von Neunhertz
ubernahm, miteinander verband. 1735 entstanden die
nicht mehr erhaltenen Malereien, die das Leben der
heiligen Katherina darstellten, in der Pfarrkirche in
Ołdrzychowice Kłodzkie (Ullersdorf). Hoffmanns Staf-
fcleimalerei reprasentieren 3 Gemalde aus Cieplice
(Warmbrunn), eins aus Stare Bogaczowice (Allreiche-
nau) und eins aus Krzeszów. Sie bezeugen zugleich,
daB der Maler Auftrage vom Griissauer Kloster er-
hielt. Die Polychromie in der Hofkapelle in Sarny
(Scharfeneck) und die Gewolbemalereien in zwei Ka-
pellen der Kirche in Ścinawka Średnia (Mittelsteine;
iibermalt) stammen aus der Zeit, ais der Maler im
Auftrag der Familie Gotzen arbeitete und ais er sich
in kiinstlerischer Hinsicht von den Einfliissen seiner
bisherigen Meister befreite. Zu den bekannten Wer-
ken Hoffmanns gehoren auBerdem nur noch zwei fiir
Wambierzyce (Albendorf) gemalte Bilder (eins davoa
erhalten) und ein wesentlich spater, 1759, entstan-
denes Selbstbildnis, das den Kiinstler ais Portratma-
ler darstellt.

Dem Verfasser gelang es, einige Arbeiten auszu-
schlieBen, die Johann Franz Hoffmann irrtumlicher-
weise zugeschrieben wurden. Dies betrifft das Ge-
malde vom Hauptaltar der Pfarrkirche in Jelenia
Góra, ein Ensemble von Arbeiten aus der Pfarrkirche
in Duszniki (Bad Reinerz) und das Altarbild in Uni-
ćov (Mahrisch Neustadt).

Gleichzeitig wird die Hypothese aufgestellt, daB
Hoffmann Schopfer des illusionistischen Vorhanges
an der Ostwand des Chores der Gnadenkirche in Je-
lenia Góra war; dieser Vorhang kann ein Element
der urspriinglichen einheitlichen illusionistischen Kon-
zeption der Kirchenausstattung gewesen sein, die
durch die Malereien des Transeptarmes getragen
wurde.

Die Kapellendekoration in Sarny ist, kiinstlerisch
gesehen, das beste, erhaltene Werk Hoffmanns. Sie
reprasentiert ein unkonventionelles inhaltliches Pro-
gramm und ist ein gutes Beispiel fiir eine vollstandig
erhaltene Malereiausstattung eines sakralen Innen-
raumes im Schlesien der spatbarocken Zeit.

iibersetzt von M. Adamski

18 — Roczniki sztuki śląskiej
 
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