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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 17.1999

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Lutze, Klaus: Der Breslauer Meister Jost Tauchen und das Bronzetaufbecken der Elisabethkirche zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41574#0039

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Klaus Lutze


Breslau41, seine Nachfahren saBen im 17./18. Jahrhun-
dert im Rat. Ais 1633 FuB und Gitter des Taufbeckens
restauriert und neu gefaBt wurden, war Samuel Sebisch
Schóffenaltester. Hans Morenberg war von 1324 bis zu
seinemTod 1567 Ratsmitglied, d.h. auch zum Zeitpunkt,
ais das Taufbecken im Zusammenhang mit der Refor-
mation 1545 in die Nahe des Hauptaltars umgesetzt
wurde42. Das Morenberg-Wappen kónnte allerdings
auch schon durch Hans’ Vater Gregor an das Taufbec-
ken gekommen sein: 1487 wurde dieser von Liegnitz,
wo er Stadtschreiber war, in das einfluBreiche Ratsamt
des Notarius von Breslau berufen. Zwar war Gregor
damit nicht Ratsherr; Ende des 15. Jahrhunderts hatte
der Rat jedoch weitgehend Honoratiorencharakter, die
eigentliche Verwaltung lag in den Handen der leiten-
den Beamten. Wegen des Streits um die von Kónig
Matthias oktroyierte Ratsordnung konnte Gregor Mo-
renberg sein Amt allerdings erst 1494, nach dem Tode
des Kónigs, antreten; bis dahin diente er dem Rat for-
mal ais Verwalter des Ratskellers (Schweidnitzer K.).
Schon 1497 wurde er geadelt, zwei seiner Sóhne wur-
den Domherren, der oben erwahnte Hans brachte es
ais „Reichkramer” (Zunftler) zum Ratsherren. Gregor
Morenbergs Bedeutung zeigt am deutlichsten sein ge-
meinsam mit Bischof Johannes Roth und Hans Hau-

12. Lówenkopf am Taufbecken aus Breslau

ist er auffallig schlicht geformt: ais flaches Sechseck mit
schrager Ober- und profilierter Unterseite. Unter allen
Ecken waren ehemals Halbfiguren von Miinnern ange-
nietet oder/und -gelótehc dereń Oberkórper sich frei
davor aufrichtet und vor den herabhangenclen Armen
einen Wappenschild trug. 1824 sollen noch fiinf Figu-
ren solche Schilde gehabt haben, „vier mit den vier
Stiicken des Breslauer Stadtwappens, das fiinfte mit dem
Mohrenberg’schen". Bei der Restaurierung 1856 waren
diese fiinf Schilde schon verloren, dafiir konnte aber
eine wieder aufgetauchte Wappenhalterfigur „mit dem
Sabisch schen Wappen" an der „alten Stelle” angefugt
werden39. Welche der fiinf Elemente des erst 1530 fest-
gelegten Breslauer Stadtwappens auf den Schilden dar-
gestellt waren - bóhmischer Lówe, schlesischer Adler,
Biiste des Evangelisten Johannes iiber gestiirzter Kro-
ne, das Haupt des Taufers auf der Schlissel und das W
vom Namen der Stadt und ihres Grlinders Wratislav(ia)40
ist nicht iiberliefert.
Ob die Wappenhalter-Figuren urspriinglich ais Be-
standteil der Taufe konzipiert waren, ist nicht eindeutig
zu erkennen. Das Werk wirkte auch ohne sie tiberladen;
die von ihren Schilden yerdeckten Figuren am FuB sind
weniger wichtig ais die hinter den Baldachinen an der
Cuppa versteckten Teile der Szenen aus dem Leben Christi
(s. u.). Stilistisch lassen sich die groBen Wappenhalter
nicht mit den kleinen Tragerfiguren und den flachen
Reliefs vergleichen, sie stammen aber sicher aus der glei-
chen Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts (Abb. 13).
Die oben erwahnten Wappen sind vermutlich bei-
de erst spater auf die Schilde gemalt worden: Der erste
Yertreter der Familie Sebisch kam erst um 1570 nach 13. Wappenhalter am Nodus
 
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