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Muzeum Narodowe <Breslau> [Editor]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Editor]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 17.1999

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Lutze, Klaus: Der Breslauer Meister Jost Tauchen und das Bronzetaufbecken der Elisabethkirche zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41574#0032

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KLAUS LUTZE (Berlin)

DER BRESLAUER MEISTER JOST TAUCHEN UND DAS BRONZETAUFBECKEN
DER ELISABETHKIRCHE ZU BRESLAU

Seit den Forschungen von Alwin Schułtz um 1860-
1870 sind wir umfassend Liber Leben und Werke des
Jost Tauchen informiert:
Jost (Jobst/Jodocus) Tauchen1 wurde Anfang des
15. Jahrhunderts in Liegnitz geboren, Liber seine Mut-
ter war er mit der Breslauer Patrizierfamilie Ungeraten
verwandt. Sein Vetter Caspar Ungeraten und nach des-
sen Tod (1454/1455) der Neffe Melchior (Ratsherr 1457-
1464, 1472- 1474, f um 1490) untersttitzten Jost in den
50er Jahren bei der Etablierung in Breslau, z. B. bei
der Finanzierung von Hans und Werkstatt2 (Abb. 1).
Auch die Karriere des jiingeren Bruders, Dr. Nicolaus
Tauchen (f 1502), ais Domherr in Breslau wird von


1. Selbstportrat des Jost Tauchen am Sakramentshaus der St. Elisabeth-
kirche in Breslau

den Verwandten gefórdert worden sein und brachte
sicher wiederum Vorteile fur Jost selbst, hatte er doch
nun FLirsprecher sowohl im Rat ais auch im Domkapitel.
1477 bezog Jost Tawchen, steynmetz” mit seiner
ersten Frau eine stadtische Mietwohnung in einem der
Tiirme der Stadtmauer. Zwei weitere Mietvertrage, je-
weils fur einen anderen Turm, nun mit seiner zweiten
Frau, stammen aus den Jahren 1494 und 1495. Zwar
wurde „Meister Jost Tawchen” 1494 auch noch ais Btir-
ge fur das Verhalten eines Zunftkollegen benannt; er
scheint aber doch im Alter relativ yerarmt zu sein und
ist 1495 oder kurz darauf gestorben.
Jost Tauchen hat yermutlich das Steinmetz-Hand-
werk gelernt. Zwar stellte ein Górlitzer Kollege 1456
seine Ausbildung und sein Meisterrecht in Frage, aber
der Breslauer Rat bestatigte Tauchens Stellung mit „brie-
fen vnd sigiln”3. Im ersten, 1475-1488 von der Stadtver-
waltung gefiihrten Mitgliederyerzeichnis der Breslauer
Steinmetzen- und Maurer-Bruderschaft erscheint er 1476
ais einer der zwei Altesten oder Geschworenen.

DER STEINMETZ- UND BAUMEISTER
So sind auch alle seine urkundlich nachweisbaren
Werke Steinmetz- bzw. Bauarbeiten: 1453-1456 das Sa-
kramentshauschen in St. Elisabeth4, 1463-1464 der „obe-
re Chor” in der Marienkirche auf dem Sande”, 1466-
1469 die Antoniuskapelle dortselbst6.
Auch die Tauchen zugeschriebenen Arbeiten sind
Steinmetz- und Bauarbeiten. Die zwei wichtigsten: Den
Taufstein in der Marienkirche auf dem Sande brachte
schon Alwin Schultz mit ihm in Verbindung7. Nachdem
bei der Restaurierung der Kirche der Fu£ des Taufste-
ins freigelegt worden war, bestatigte Janina Bąk in einer
ausftihrlichen Studie diese Zuschreibung8. Vor allem
wird Tauchens Mitarbeit am spatgotischen Umbau des
Breslauer Rathauses angenommen9, zuletzt zwar be-
grenzt auf die Jahre 1470-1477 sowie auf den Ftirsten-
saal und das Nordschiff des Remters, unter Ausklam-
merung der SchluBsteine (1481-1484)10; diese Begren-
zung ware aber angesichts der Stilverwandtschaft einer
Reihe von Rathausskulpturen mit den beiden Bronze-
taufbecken (s.u.) zu uberpriifen.
 
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