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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 17.1999

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Lutze, Klaus: Der Breslauer Meister Jost Tauchen und das Bronzetaufbecken der Elisabethkirche zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41574#0040

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Der Breslauer Meister Jost Tauchen

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14. Becken mit Lówenkópfen
nold, Ratsaltester und Hauptmann des Furstentums Bre-
slau, verfolgtes Ziel der Grundung einer deutsch-schle-
sischen Universitat in Breslau ais „geistiger Rustkam-
mer fur die Abwehr des tschechischen Hussittentums”43.
Gregor Morenberg starb 1518 und wurde in der Rats-
kirche St. Elisabeth beigesetzt44.
Ais Stifter des Taufbeckens fiir die Ratskirche in
Breslau kamę Gregor Morenberg, wenn ais Nichtmit-
glied des Rates iiberhaupt, doch erst friihestens in der
Mitte der 90er Jahre in Frage, ais Jodocus Tauchen mit
etwa 90 Jahren schon verarmt in einer vom Rat zuge-
wiesenen Wohnung in einem der Mauerturme lebte
(1494/1495) oder bereits gestorben war (s.o.).
Die Wappenhalter-Figuren waren wie die kauern-
den Trager, Engel und Propheten am PokalfuE sowie
die Reliefs am „Becken” boden nach zwei Modellen
gestaltet. Erhalten sind jetzt nur noch zwei Figuren eines
langhaarigen Typus; der andere ist nur ungenau doku-
mentiert45. Die zwei erhaltenen tragen ein enges Wams
mit bis auf die Brust offenem Ausschnitt. Schmaler Kopf
mit schulterlangem, lockigem (mit Rundeisen gefurch-
tem) Haar. Schmale, hohe Stirn, groRe Augen mit Lach-
faltchen in den Winkeln, weit vorstehende Nase mit
fleischiger Spitze, breite Mund-Kinnpartie, angespannt
um den geóffneten Mund, mit reliefierten Zahnreihen.
Das „Becken”
Die fur die spate Gotik charakteristische Auflósung
der Wand ist am Breslauer „Becken” ins Extrem gestei-
gert; es hat nicht nur durch die durchbrochene Arbeit
- wie in Bańska Bystrica - sondern noch mehr durch
die vorgesetzte Architektur den Charakter der Cuppa
verloren.

Das Grundgerilst ahnelt noch dem in Bańska Bystri-
ca: Zwischen einem profilierten unteren Rand und einer
claruber schrag (ca. 45°) zur Bildstandflache ansteigen-
den Ebene sowie einem schmalen, durch einen einge-
schnittenen Tausteg verzierten oberen Rand tritt die
Wandung ca. 3,3 cm zuriick. Zwólf Rundbógen óffnen
sich nach innen, das eingehangte Blechbecken bildet
hinter ihnen einen vertikalen Bildgrund, weitere 2,2 cm,
insgesamt also ca. 5,5 cm zuriickliegend (Abb. 14).
Zwei angelótete architektonische Elemente bilden
in cliesem Grundgerilst einen zusatzlichen Rahmen:
1. „Strebepfeiler”, vor den zwischen den Rundbógen
verbliebenen Partien der Wandung, trennen die zwólf
Bildfelder. Sie stehen auf hohen Sockeln am auBeren
Rand der schragen Ebene. Uber einer kurzeń Spiralsau-
le mit yielfach yariiertem Kapiteli ragt eine Fiale mit
ihrer Kreuzbliitenspitze bis an den Tausteg des oberen
Randes; hier ist die Spitze in eine dafiir eingekerbte
Fugę eingepaEt. Das Vierkantsttick der Fiale weist eine
Viertel-Spiraldrehung auf. Ein ebenfalls spiralig gedrehter
Steg yerbindet die Fiale nach hinten mit der Wandung.
2. Baldachine verclecken Teile der Szenenreliefs in
den Bildfeldern: Zwei seitlich vor jedem Bildfeld ste-
hende Spiralsaulen, ebenfalls auf hohen Sockeln am
auBeren Rand der schragen Flachę, ebenfalls mit va-
riierten Kapitellen, tragen rechteckige, unten offene
Rahmen mit Ma IZ werk quer vor dem oberen Teil des
Bildfeldes und seitlich schrag abschlieBend bis an die
Wandung zwischen den Rundbógen. Saulen und MaB-
werkteile sind gesondert gegossen und angelótet. Diese
Baldachine yerengen den Durchblick auf die Szenen-
reliefs in den Bildfeldern: Das MaRwerk ragt von oben
ca. 2 cm herab, reduziert damit die Hóhe des freien
 
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