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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 17.1999

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Lutze, Klaus: Der Breslauer Meister Jost Tauchen und das Bronzetaufbecken der Elisabethkirche zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41574#0043

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38

Klaus Lutze

Gekreuzigten sind fast horizontal gestreckt, die Finger
vor die Handflachen gebogen, die Nagelkópfe nicht
sichtbar. Der Kopf, mit Taukrone, ist vor die rechte Schul-
ter herabgesunken. Die Seitenwunde ist gekerbt, vor
dem rechten (vorderen) Fu£ statt des Nagelkopfes eine
Kerbe. Rechts unter dem Kreuz steht der Hauptmann,
kurzbartig, mit steifem, knielangem Wams, die Linke
auf einen Schild mit reliefiertem bartigen Gesicht ge-
stutzt - dies ein schon seit dem Ende des 14. Jahrhun-
derts verbreitetes Detail, vom Anfang des 14. an auch
in Schlesien nachweisbar4". Links unter dem Kreuz hockt
eine Gruppe von drei Trauernden: Links auEen Johan-
nes, bartlos, hier mit schrag geriefeltem Haarkranz. In
der Mitte vorn, frontal, Maria, die Hande vor der Brust
gekreuzt, mit Gebende und Kopftuch, eine Bahn ihres
Gewandes ist bis vor das untere Ende des Kreuzes ge-
breitet. Rechts hinter ihr eine gleich gekleidete Frau.
12. Auferstehung. Der Sarkophag, breit und flach,
ist in Scheinperspektive unten uber die ganze Breite
des Bildfeldes dargestełlt, Rundbógen zieren seine Sei-
ten. In der Bildmitte entsteigt ihm Christus, frontal, mit
geóffnetem Mund, ein Tuch hangt von seiner linken
Schulter im Bogen bis uber seinen rechten Oberschen-
kel. Die Rechte hat er mit Segensgestus seitlich erho-
ben; die Linke halt den Kreuzstab, dessen Kreuz mit
dem oberen Teil der glatt herabhangenden Fahne ab-
gebrochen ist. An beiden Hanclen, am herausgestellten
rechten Fu£ und an der Brustseite sind die Wunden
gekerbt. (Abb. 17). Zu beiden Seiten sind uber dem
Rand des Sarkophages die behelmten Kópfe von Wach-


tern sichtbar. Vom rechten Kopf fuhrt ein Taustab sei-
tlich zum Rand des Runclbogens, wo er - zur Stabili-
sierung - angelótet ist. Ein dritter Wachter sitzt unten
vor dem Sarkophag, den Rucken zum Betrachter, den
Kopf nach links ins Profil gewendet, das rechte Bein
horizontal ausgestreckt, das linkę darubergeschlagen.
Technische Erganzungen
Auf der oberen Randflache des „Beckens” sind Reste
bzw. Spuren von zwei unterschiedlichen Deckelhalte-
rungen verblieben, jeweils zwei einander gegenuber:
Oberhalb der Bildfelder 1 und 7 kurze Stumpfe eingelas-
sener Kupferbugel, daneben, oberhalb des Feldes 12 drei
Kerben, oberhalb 6 eine grobe Reparaturstelle.
Uber allen Bildfeldern ist in die Mitte der Flachę
oberhalb des Baldachins ein Kupferstift mit einem ver-
tikal stehenden Ring eingelassen - drei der Ringe jetzt
abgebrochen - durch die vermutlich ein Draht oder
eine Schnur zum Aufhangen der Trockentucher fuhrte,
wie es von anderen Taufbecken, z.B. in Flalle48, uber-
liefert ist.
In die obere Óffnung des „Beckens” ist ein kupfer-
nes Blechbecken eingepaBt, dessen flach nach auBen
gehammerter Rand (Br. 3,3 cm) auf der oberen Flachę
des „Becken''-Randes (Br. 5,2 cm) aufliegt. Die vertika-
le Wandung des Blechbeckens reicht bis 22 cm unter
dem Rand und bildet so den Hintergrund der Szenen-
reliefs. Das Becken insgesamt, bis zur Mitte des ge-
wólbten Bodens, ist 35,5 cm tief. Dicht unter dem Rand
sind zwei kleine kupferne Bugel angenietet, an denen
sich das Blechbecken herausheben la£t. Angesichts des
guten Erhaltungszustandes ist anzunehmen, da£ dieses
Becken nicht ursprunglich ist; es ist aber wohl - im
Gegensatz zu dem Aachen Blechbecken in Bańska By-
strica - dem ursprunglichen mittel - oder unmittelbar
nachgeformt.
Fassung
An allen Teilen der Taufe sind Reste einer Fassung
erhalten, allerdings uberwiegend nur unterschiedliche
dunkle Farbtóne. Nur Architekturteile, Lówenkópfe,
Taustabe und die Rahmen unter dem Nodus zeigen noch
Reste von Gold. Ob das Werk ursprunglich gefaBt war,
ist nicht uberliefert und nicht zu erkennen. 1653 wurde
der Fu£ neu gefaBt, 1738, 1856 und 1892 das Ganze49.
Zur Datierung
Die enge Verwandtschaft der Breslauer Taufe mit
der inschriftlich 1475 datierten in Bańska Bystrica gibt
den wichtigsten Ansatzpunkt (Abb. 19). Ob der 1477
aus der „Taufkapelle” in das nórdliche Seitenschiff umge-
stellte „Taufstein”50 ein steinerner Vorganger war oder
das neue Bronzebecken, geht aus der Uberlieferung
nicht hervor. J. Kęblowski datierte das Werk „vor 1477"
ohne nahere Begrundung41. Die von Hans Lutsch schon
bemerkten Renaissance- Elemente^2 und die im Ver-
gleich mit dem Werk in Bańska Bystrica verfeinerten spat-
gotischen Formen deuten jedoch eher auf eine spatere
Entstehungszeit. Die an beiden Taufen ubereinstimmen-
den Lówenkópfe bezeugen, da£ die dafur verwende-

17. Auferstehung Christi
 
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