Tabula Smaragdina.
Es wird eine Zeit kommen, in der man rück-
wärtsschauend aus der islamischen Tradition
heraus den späten Hellenismus wird verstehen
lernen. C. H. Becker.
Was die beiden Tafeln des Dekalogs, vom Finger Gottes beschrieben1,
seit Jahrtausenden dem Volk Israel bedeuten, das war den Alchemisten
des Mittelalters und der neueren Zeit die smaragdene Tafel des Hermes
Trismegistos: Grund- und Gesetzbuch ihres Glaubens an die Möglich-
keit der Metallverwandlung, Offenbarung höchster göttlicher Weisheit und
Schlüssel zu den letzten Geheimnissen der Natur.
Seit den Zeiten Albert des Großen kannte man ihren lateinischen
Wortlaut. Aber es galt als gewiß, daß der Text aus der uralten phöni-
zischen oder ägyptischen Sprache übersetzt sei, und ein kühner Philologe
des 17. Jahrhunderts, W. Ghr. Kriegsmann, wagte es sogar, die Urform
wiederherzustellen oder wenigstens eine neue lateinische Fassung vor-
zuschlagen, deren Wendungen das Original genauer wiedergeben sollen.
Es ziemt sich, den Text, dessen Geschichte wir verfolgen wollen, in der
Gestalt voranzustellen, die als authentisch gegolten hat; ich lasse auch
die deutsche Übersetzung folgen, die W. Chr. Kriegsmann seiner gelehrten
Abhandlung über die Tabula Smaragdina beigibt.2
_ > Exod. 3i, 18: myn nn5 w td ίγπ im in522 μνι
□1ΓΙ!?Χ ΐ,ΌΙΪΧΖ ΟΌΓΰ ΏΝ · „Und da der Herr ausgeredet hatte mit Mose, auf
dem Berg Sinai, gab er ihm zwei Tafeln des Zeugnisses; die waren steinern, und ge-
schrieben mit dem Finger Gottes.“ Im Koran schreibt Gott dem Moses auf die Tafeln
jJVl j -fi'ldlwah eine Ermahnung in Betreff aller Dinge und eine Erklärung für alle
Dinge (7, 142); in ihrer Schrift ist eine Leitung und Barmherzigkeit für jene, die ihren
Herrn fürchten (7, 153). Der Koran selbst ist (85, 21) eine Schrift j ft tauhin
mahfüzin „auf wohlverwahrter Tafel“.
2 Ich entnehme beide Texte J. J. Mangets Bibliotheca Chemica Curiosa, Genf 1702,
Band I, S. 380 ff. Die kleinen Varianten samt der andern Zählung der Sätze sind der
pseudonymen Schrift von Pyrophilus, Das Fundament der Lehre vom Stein der Weisen,
Hamburg 1736, entnommen. Die Abhandlung von W. Chr. Kriegsmann stammt aus dem
Jahr 1657.
Ruska, Tabula Smaragdina.
1
Es wird eine Zeit kommen, in der man rück-
wärtsschauend aus der islamischen Tradition
heraus den späten Hellenismus wird verstehen
lernen. C. H. Becker.
Was die beiden Tafeln des Dekalogs, vom Finger Gottes beschrieben1,
seit Jahrtausenden dem Volk Israel bedeuten, das war den Alchemisten
des Mittelalters und der neueren Zeit die smaragdene Tafel des Hermes
Trismegistos: Grund- und Gesetzbuch ihres Glaubens an die Möglich-
keit der Metallverwandlung, Offenbarung höchster göttlicher Weisheit und
Schlüssel zu den letzten Geheimnissen der Natur.
Seit den Zeiten Albert des Großen kannte man ihren lateinischen
Wortlaut. Aber es galt als gewiß, daß der Text aus der uralten phöni-
zischen oder ägyptischen Sprache übersetzt sei, und ein kühner Philologe
des 17. Jahrhunderts, W. Ghr. Kriegsmann, wagte es sogar, die Urform
wiederherzustellen oder wenigstens eine neue lateinische Fassung vor-
zuschlagen, deren Wendungen das Original genauer wiedergeben sollen.
Es ziemt sich, den Text, dessen Geschichte wir verfolgen wollen, in der
Gestalt voranzustellen, die als authentisch gegolten hat; ich lasse auch
die deutsche Übersetzung folgen, die W. Chr. Kriegsmann seiner gelehrten
Abhandlung über die Tabula Smaragdina beigibt.2
_ > Exod. 3i, 18: myn nn5 w td ίγπ im in522 μνι
□1ΓΙ!?Χ ΐ,ΌΙΪΧΖ ΟΌΓΰ ΏΝ · „Und da der Herr ausgeredet hatte mit Mose, auf
dem Berg Sinai, gab er ihm zwei Tafeln des Zeugnisses; die waren steinern, und ge-
schrieben mit dem Finger Gottes.“ Im Koran schreibt Gott dem Moses auf die Tafeln
jJVl j -fi'ldlwah eine Ermahnung in Betreff aller Dinge und eine Erklärung für alle
Dinge (7, 142); in ihrer Schrift ist eine Leitung und Barmherzigkeit für jene, die ihren
Herrn fürchten (7, 153). Der Koran selbst ist (85, 21) eine Schrift j ft tauhin
mahfüzin „auf wohlverwahrter Tafel“.
2 Ich entnehme beide Texte J. J. Mangets Bibliotheca Chemica Curiosa, Genf 1702,
Band I, S. 380 ff. Die kleinen Varianten samt der andern Zählung der Sätze sind der
pseudonymen Schrift von Pyrophilus, Das Fundament der Lehre vom Stein der Weisen,
Hamburg 1736, entnommen. Die Abhandlung von W. Chr. Kriegsmann stammt aus dem
Jahr 1657.
Ruska, Tabula Smaragdina.
1